Update! DIESER Klopapier-Gigant ist pleite, weitere Hersteller massiv unter Druck – darum sollten Sie jetzt trotzdem kein Toilettenpapier hamstern!
Stark gestiegene Kosten haben den Marken-Hersteller in die Knie gezwungen.

Steigende Preise, Produkte, die zeitweise oder dauerhaft nicht mehr im Supermarktregal zu finden sind: Es wird immer irrer! Nun erfasst die Entwicklung ausgerechnet ein Produkt, das bereits auf dem Höhepunkt der Corona-Krise zum Symbol der Konsum-Panik geworden war: Klopapier. Über Wochen war in vielen Supermärkten kein Toilettenpapier mehr zu haben – und zwar nicht aufgrund von Lieferproblemen. Grund war, dass Tausende Deutsche Klopapier horteten, als ob ihnen Monate Quarantäne gedroht hätten.
Und nun befürchten Marktexperten, das der Irrsinn von vorne losgeht. Hintergrund sind deutliche Preissteigerungen, die inzwischen auch so alltägliche Produkte wie Küchenrollen und Toilettenpapier erfassen. Die steigenden Verkaufspreise sind wiederum Folge gestiegener Produktionskosten, die inzwischen einen der führenden Hersteller dieser Produkte in die Knie gezwungen haben: Es geht um den Düsseldorfer Hygienepapierhersteller Hakle GmbH, bekannt vor allem für die Variante „Hakle feucht“. Nun ist das Unternehmen durch die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten zum Sanierungsfall geworden.
Hakle beklagt, dass gestiegene Kosten nicht voll an Kunden weitergegeben werden konnten
Das Unternehmen habe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, sagte eine Sprecherin des Düsseldorfer Amtsgerichts am Montag. Die „massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte“ hätten bislang nicht in hinreichendem Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriesektor weitergegeben werden können, klagte das Unternehmen. Zuvor hatte die Lebensmittel Zeitung darüber berichtet.
Im Insolvenzverfahren soll der Geschäftsbetrieb des mittelständischen Unternehmens in vollem Umfang fortgeführt werden. „Die Eigenverwaltung bietet uns die notwendige Flexibilität und Geschwindigkeit, um unseren Betrieb nachhaltig zu sanieren“, sagte der Geschäftsführer Volker Jung. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Neuaufstellung in dieser herausfordernden Lage einer als historisch zu bezeichnenden Energiekrise gelingt.“ Es gehe um den Erhalt des Standortes und seiner Arbeitsplätze.
Trotz Hakle-Insolvenz werden Gehälter weitergezahlt, Handel unterstützt Unternehmen
Es seien bereits erste Schritte zur Stabilisierung des Unternehmens eingeleitet worden, sagte Jung. Löhne und Gehälter seien durch das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit für die Monate September bis einschließlich November 2022 gesichert. Wichtige Kunden und Partner des Unternehmens hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert.
Beim dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung des Hygienepapierherstellers um Volker Jung weiter für das operative Geschäft zuständig. Dem Geschäftsführer wurde vom Amtsgericht der Restrukturierungsspezialist Jan-Philipp Hoos als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt.
Im Geschäftsjahr 2020 hatte die Hakle GmbH nach dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss bei einem Umsatz von knapp 80 Millionen Euro noch einen Jahresüberschuss von rund 650.000 Euro ausgewiesen.
Bei Wegfall von Gaslieferungen kann Papierindustrie Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleisten
Experten gehen davon aus, dass Hakle-Produkte trotz der Unternehmenskrise weiterhin erhältlich sein werden – und raten dringend davor ab, Klo- oder Küchenpapier zu horten. Zwar leidet die Branche besonders unter der Energiekrise, weil Gas für die Herstellung benötigt wird.
Für Unruhe sorgte eine Aussage des Vizepräsidenten des Verbandes „Die Papierindustrie“, Martin Krengel: Bei einem Wegfall der Gaslieferungen „können wir die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleisten“. Der Geschäftsführer des Verbandes legte gegenüber dpa noch einmal nach: „Die gesamte Papierindustrie steht unter enormem Kostendruck“, so Gregor Geiger. Die Papierhersteller müssten in dieser Situation gestiegene Kosten an den Handel weitergeben können.
Preise für Toilettenpapier bereits gestiegen, Handel versucht weitere Preissteigerungen zu verhindern
Der Handel wiederum versucht, die Einkaufspreise zu deckeln, denn steigende Preise müssten entweder an die Kunden durchgereicht werden, oder sie gingen auf Kosten der Marge. Die Preise sind bereits angestiegen, steigen sie weiter, befürchtet der Handel, dass Kunden teurere Markenprodukte meiden und verstärkt zu günstigeren No-name-Produkten greifen.
Verstärkt würde die Krise vor allem dann, wenn Kunden in dieser Situation wieder anfangen, Klopapier zu horten, weil die dadurch entstehenden Engpässe Mehraufwand bei der Herstellung und Logistik verursachen würden. Das beste Rezept durch die Krise zu kommen, heißt einmal mehr: Nicht die Nerven verlieren, Gemeinsinn bewahren und nur das kaufen, was man tatsächlich konsumiert.