7,9 Prozent Geldentwertung
Inflation 2022 so hoch wie nie seit 1951 – und ein bisschen Hoffnung
Zum Jahresende 2022 verlor die Inflation an Fahrt, weil der Preisanstieg bei Energie nachließ. Über das ganze Jahr lag die Geldentwertung bei 7,9 Prozent.

Die Inflation in Deutschland lag im vergangenen Jahr bei 7,9 Prozent gegenüber 2021. Das teilte das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Zahlen am Dienstag mit. Die Preise sind demnach sprunghaft und so stark wie nie seit seit 1951 gestiegen: 2021 betrug die Geldentwertung noch 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zuletzt hatte es einen gelinden Rückgang bei der Inflation gegeben: Im Dezember 2022 lag sie gegenüber dem Vorjahresmonat bei 8,6 Prozent, im Oktober war der Rekordwert von 10,4 Prozent verzeichnet worden. Der Rückgang zum Jahresende lag vor allem daran, dass die Teuerung bei Energie für Haushalte und für Sprit von 43,9 Prozent im September auf 24,4 Prozent im Dezember zurückging, jeweils gegenüber dem entsprechenden Monatswert 2021.
Die Teuerung bei Lebensmitteln bleibt dagegen hoch: Im Dezember wurden 20,7 Prozent festgestellt, mehr als im September (18,7) und nur geringfügig weniger als im November (21,1 Prozent gegenüber November 2021).
Meistgelesen
Blick in die Sterne
Laut Horoskop: Diese Sternzeichen schweben im Oktober auf Wolke sieben
Blick in die Sterne
Tageshoroskop für Montag, 2. Oktober 2023 – für alle Sternzeichen
Das geht aber schnell
Schnellstart bei „Hochzeit auf den ersten Blick“: Hier geht es schon ums Baby
Rezept des Tages
Cremige Kürbissuppe: Dieses Herbst-Rezept ist ein Muss
Wegen Umzug ins Olympiastadion
Hertha-Ultras sticheln gegen den 1. FC Union!
Garage für 139.000 Euro
Der tägliche Wohn-Wahnsinn in Berlin
Ist 2023 ein spürbarer Rückgang der Inflation zu erwarten?
Ökonomen machen Verbrauchern und Unternehmen trotz der staatlichen Preisbremsen wenig Hoffnung auf einen deutlichen Rückgang der Teuerung. „Im Verlauf von 2023 dürfte die monatlich gemeldete Inflationsrate zwar wieder sinken, zunächst jedoch nur graduell“, erwartet die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen im Schnitt mit Teuerungsraten zwischen gut 5 Prozent und mehr als 6 Prozent. Erst 2024 dürfte der Preisdruck nach ihrer Einschätzung deutlich nachlassen.
Das waren die wichtigsten Gründe für die 2022 gestiegene Inflation
Vor allem die enorm gestiegenen Energiepreise nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine heizten die Teuerung 2022 an. Gas und Heizöl kosteten teilweise mehr als das Doppelte als im jeweiligen Vorjahresmonat. Die Spritpreise erreichten zeitweise nie gekannte Höhen. Das Statistische Bundesamt beobachtete im Laufe des Jahres zunehmend auch „Preisanstiege bei vielen anderen Gütern, besonders bei Nahrungsmitteln“ in Europas größter Volkswirtschaft.
So wirkten 9-Euro-Ticket und Tankrabatt
Die auf drei Monate befristeten Maßnahmen sorgten im Sommer 2022 für etwas Entlastung. Nach dem Auslaufen des günstigen Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr sowie der zeitweisen Steuersenkung auf Kraftstoffe zog die Inflationsrate jedoch wieder kräftig an.
Was die Europäische Zentralbank gegen die Inflation tut
Die Euro-Währungshüter erhöhten im vergangenen Jahr erstmals seit elf Jahren wieder die Zinsen im gemeinsamen Währungsraum. Weitere Anhebungen werden 2023 erwartet. „Wir lassen nicht nach. Wir müssen eine längere Strecke gehen“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde unlängst. Erhöhungen der Leitzinsen verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft, die Inflationsrate zu senken, allerdings nicht von heute auf morgen. Zinserhöhungen hätten Wirkungsverzögerungen von 18 Monaten bis zu zwei Jahren, erläuterte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: „Deswegen muss ich an dieser Stelle noch um Geduld bitten.“
Welche Folgen haben die angekündigten Energiepreisbremsen?
Mit den Preisbremsen für Strom und Gas will der Staat die Folgen der gestiegenen Kosten für Verbraucher und Unternehmen abfedern. Für private Haushalte sowie kleine und mittlere Firmen sollen die Bremsen ab März gelten, für Januar und Februar ist eine rückwirkende Entlastung geplant. Nach Einschätzung von Volkswirten wird das den Anstieg der Inflation im laufenden Jahr dämpfen. Der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), Stefan Kooths, sagt aber: „Die niedrigere Inflationsrate (...) wird über massive Subventionen teuer erkauft, die die Energiekrise nur vordergründig mildern.“
Wird die Inflation zusätzlich durch steigende Löhne angetrieben?
Bislang gibt es wenig Anzeichen dafür, dass stark steigende Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation die Preise zusätzlich anheizen. Nach vorläufigen Berechnungen des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erhöhten sich die Tariflöhne 2022 gegenüber 2021 um durchschnittlich 2,7 Prozent. Der Anstieg lag damit deutlich unter der Inflationsrate.
Lesen Sie auch: Wenn die Sperre droht: Berlin zahlt einmalig Energieschulden aus Härtefallfonds – so kommen Sie an die Hilfen >>
Im laufenden Jahr können Beschäftigte dem WSI zufolge auf insgesamt deutlich höhere Tarifzuwächse hoffen. Nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben die Lohnabschlüsse allerdings „erkennbar die Balance“ zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gehalten.