Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet von zu Hause. 
Bundeskanzlerin Angela Merkel arbeitet von zu Hause.  Foto: dpa

Seit Sonntag befindet sich Angela Merkel in ihrer Wohnung am Kupfergraben in Quarantäne. Wenn sie aus dem Fenster des ockergelben Hauses schaut, sieht sie nur wenige Passanten. In Zweiergruppen gehen sie am Freitagmittag durch die Sonne. Die drei Polizisten vor der Haustür bilden ein großes Dreieck, während sie miteinander reden. Käme noch einer, sie könnten auf dem Bürgersteig die Merkel-Raute in XXL nachbilden.

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Erstmals hat sich Angela Merkel nun persönlich aus dem Wohnzimmer der Macht gemeldet und via Audiostream ein Statement zu den zuvor absolvierten Videokonferenzen mit den G20-Ländern und dem Europäischen Rat abgegeben. Dabei gab Merkel auch Einblicke zur persönlichen Verfassung. „Guten Abend an alle Zuhörer und auch guten Abend an die zugeschalteten Journalisten. Wir haben uns für dieses ungewöhnliche Format entschieden, weil ich ja bekanntermaßen zu Hause in Quarantäne bin“, so eröffnete Merkel das Pressegespräch am Telefon. Beruhigend: auch wenn die Kanzlerin zur Telko ruft, gibt es Hintergrundgeräusche und Rauschen. Im Transkript der Audioschalte finden sich dann Einfügungen in Klammern: akustisch unverständlich. Mikros aus, wer nichts sagt, heißt das Gebot der Stunde.

Leidet Merkel auch an Lagerkoller?

Neben vielen Fragen zum G20-Videogipfel und der EU-Rats-Schaltung interessiert alle, wie es Angela Merkel zu Hause geht. „Sie sind ja jetzt in häuslicher Quarantäne“, fragt ein Kollege. Haben Sie das Gefühl, es läuft total gut so, Sie können von da genauso gut arbeiten, und der Lagerkoller, von dem manche aus ihren Wohnungen berichten, überfällt Sie nicht?“

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Die Bundeskanzlerin wahrscheinlich wie immer im blauen Blazer: „Ich würde sagen, dass ich sehr, sehr gut beschäftigt bin, weil wir ja sehr viel über Videokonferenzen oder Telefonschalten machen und insofern auch viele andere den ganzen Tag vor einem Gerät sitzen und mit anderen virtuell sprechen, also keine realen Begegnungen haben“, sagt Merkel. Trotzdem fehle ihr ein bisschen, dass sie bei den Kabinettssitzungen jetzt nicht persönlich dabei sein könne und die Leute da nicht sähe oder dass man jetzt auch gar keinen persönlichen Kontakt habe. „Insofern ist es schon auch anders. Ich will jetzt also nicht sagen, dass ich nicht auch froh bin, wenn sich die Quarantäne ihrem Ende zuneigt“, so Merkel.

Noch keine Lockerungen in Sicht 

Eine gute Woche hat die Kanzlerin im Homeoffice noch vor sich. Auf die Frage eines Journalisten, ob Merkel den Menschen Hoffnung machen könne, die auf eine baldige Lockerung der Maßnahmen gegen Corona bauen wurde Merkel sehr konkret: „Ich möchte hier sehr klar sagen, dass im Augenblick nicht der Zeitpunkt ist, um über die Lockerung dieser Maßnahmen zu sprechen, so Merkel. Wenn man sich die Zahlen anschaue, gäbe es immer noch einen sehr starken Anstieg von Neuinfektionen.

„Das Ziel ist ja, dass wir die Maßnahmen so gestalten, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Der Faktor, wie schnell sich die Neuinfektionen verdoppeln sei entscheidend. „Im Augenblick sind wir in Deutschland bei etwa vier bis fünf Tagen.“ Mindestens zehn sind Ziel. „Insofern ist im Augenblick überhaupt noch nicht der Zeitpunkt, darüber zu sprechen“, so Merkel. Die Menschen halten sich an diese Maßgabe. Nur ein Fotograf streift umher und fotografiert Leere.