Jetzt zahlen auch in Deutschland einige Unternehmen eine Prämie, wenn sich Mitarbeiter impfen lassen. 
Jetzt zahlen auch in Deutschland einige Unternehmen eine Prämie, wenn sich Mitarbeiter impfen lassen.  dpa/Bernd Wüstneck, dpa/Bernd von Jutrczenka

Noch immer sind Millionen Menschen in Deutschland ungeimpft. Deshalb wächst gerade die Fantasie, was Anreize angeht. Gratis-Döner, Konzert-Tickets für den Piks – das gibt es alles bereits. Jetzt aber werden die ersten Chefs handfest und locken ihre Mitarbeiter mit Geldprämien. 

Impfung gegen Bezahlung – ein Regensburger Supermarkt macht es vor: 200 Euro gibt es für jeden Mitarbeiter, der sich bis Mitte Oktober die Spritze abholt. Und um Neid zu vermeiden, gilt das Angebot auch für alle Kollegen, die die Impfung schon hinter sich haben.  

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Chef des Marktes ist Raphael Dirnberger. Wer ihm bis zum 11. Oktober eine Bescheinigung vorlegt, dass er vollständig geimpft ist,  bekommt 200 Euro netto! Knapp 40.000 Euro kostet den Markt die so genannte „Solidaritätsprämie“. 

Das Ifo-Institut schätzt den sozialen Wert pro Impfung auf 1500 Euro.
Das Ifo-Institut schätzt den sozialen Wert pro Impfung auf 1500 Euro. dpa/Bernd von Jutrczenka

Geimpfte Mitarbeiter helfen dem Unternehmen

Laut Dirnberger ist es das wert: „Ich sehe es ganz klar so wie die Wissenschaft: Dass das Impfen für uns die einzige Chance ist, um aus dieser ganzen Scheiße jetzt einfach mal rauszukommen“, sagte er RTL. Für ihn habe die Aktion nichts mit einem „Impfanreiz“ zu tun. Er möchte seine geimpften Mitarbeiter einfach belohnen und ihnen seine Wertschätzung zeigen. 

Zudem brächten geimpfte Mitarbeiter klare Vorteile für das Unternehmen: Mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit würden sie  krank, müssten nicht in Quarantäne und fallen deshalb auch weniger aus.

Die Aktion ist übrigens erfolgreich angelaufen. Es konnten „einige“ Impfunwillige überzeugt werden. Knapp 95 Prozent der Angestellten des Supermarkts seien jetzt durchgeimpft, sagen Mitarbeiter. 

Vorbild: Amazon in den USA

In den USA sind Imp-Prämien inzwischen üblich. Zwei Mal 500.000 Dollar, sechs Mal 100.000 Dollar, Autos und Urlaubsreisen können zum Beispiel Amazon-Mitarbeiter gewinnen, wenn sie sich impfen lassen. Mit einer Lotterie und einer großen Kampagne versucht der Versand-Riese seine Mitarbeiter zu einem Ansteckungsschutz zu motivieren. Zuvor hatte der Konzern in den USA bereits 80 Dollar Impfprämie ausgelobt. 

Und in Deutschland? Immerhin: Der Essighersteller Speyer & Grund zahlt allen Mitarbeitern, die sich bis Ende September doppelt haben impfen lassen, einen Bonus von 200 Euro. Das Familienunternehmen Beckhoff Automation hat eine Impfprämie von 150 Euro für seine Mitarbeiter ausgelobt. Der Mittelständler Pro-Micron will impfwilligen Beschäftigten sogar einmalig 250 Euro zahlen. Bei Edeka Nord gibt es immerhin einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro.

Das war es dann aber auch. Offenbar bewerten auch internationale Konzerne das Prämien-Prinzip für Deutschland anders. Amazon etwa will für deutsche Mitarbeiter nichts von einer Impf-Belohnung wissen. Ganz ähnlich ist es von anderen Unternehmen zu hören.

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Bis zu 250 Euro zahlen Arbeitgeber in Deutschland für eine Impfung. 
Bis zu 250 Euro zahlen Arbeitgeber in Deutschland für eine Impfung.  dpa/Bernd Wüstneck

Lidl belohnt US-Angestellte mit 200 Dollar

Der Discounter Aldi etwa zahlt in den USA zwei Stundenlöhne für jede Impfung. Die Fast-Food-Kette McDonald’s lässt es sich vier Stundenlöhnen kosten. Lidl belohnt seine US-Angestellten mit 200 Dollar.

In Deutschland gibt es von all diesen Unternehmen – nichts.  

Warum sind die Chefs bei uns so knauserig? Das Ifo-Institut schätzt den sozialen Wert pro Impfung auf 1500 Euro. Gerade für die Handelsbranche könnte sich der Einsatz lohnen, berichtet die Wirtschaftswoche. Die meisten Mitarbeiter hätten direkten Kundenkontakt, seien somit einem höheren Infektionsrisiko als andere Berufsgruppen ausgesetzt.

Handel drohen erhebliche Einbußen

Zudem drohen im Fall neuer Kontaktbeschränkungen erhebliche Einbußen. „Die Handelsunternehmen haben ein großes Eigeninteresse an der Gesundheit und an einem hohen Impfschutz ihrer Mitarbeiter und Kunden“, heißt es beim Handelsverband Deutschland (HDE).

Trotzdem werden kaum Impfprämien gezahlt. Stattdessen werden sie immer häufiger als Marketing-Instrument eingesetzt. Die Burger-Kette Peter Pane warb etwa im August für ihr „Im-Menü-Sierungs“-Angebot. Gegen Vorlage des Impfpasses bekamen Besucher der Restaurants ein kostenfreies Burger-Menü. Der Glücksspielanbieter Lotto24 verschenkt noch bis Ende September zwei Millionen Lotterie-Lose an Corona-Geimpfte. Hauptgewinn: 250.000 Euro.  

Nur Mitarbeiter bekommen fast nie etwas ab.