Das Herkunftsland ist nicht entscheidend für die Impfbereitschaft.
Das Herkunftsland ist nicht entscheidend für die Impfbereitschaft. dpa/Jörg Carstensen

Eisern hält sich das Vorurteil, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund stärker als Deutschstämmige gegen die Corona-Impfung sträuben. Doch jetzt kennt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Wahrheit schwarz auf weiß: Einer Studie des RKI zufolge sind Menschen mit Migrationshintergrund zwar bislang etwas seltener geimpft – aber zumeist doch bereit, sich noch ein Vakzin verabreichen zu lassen.

Höhere Impfbereitschaft bei Migranten

92 Prozent der Deutschstämmigen gaben laut Studie an, geimpft zu sein, während es bei den Menschen mit Migrationshintergrund nur 84 Prozent waren. Die durchschnittliche Impfbereitschaft der Befragten mit Migrationsgeschichte sei aber „signifikant höher als in der Gruppe ohne Migrationsgeschichte“.

Nach der Befragung könne davon ausgegangen werden, „dass unter den Ungeimpften mit Migrationsgeschichte noch ein größerer Anteil bereit ist, sich impfen zu lassen“, sagte die Gesundheitswissenschaftlerin Elisa Wulkotte bei der Vorstellung der Studie. Für die Untersuchung wurden 2000 Menschen befragt – je 1000 mit und ohne Migrationshintergrund.

Nicht die Herkunft entscheidet über Impfbereitschaft

Entscheidender als der Migrationshintergrund sind der Studie zufolge die Sprachkenntnisse der Befragten. Bei Menschen, die wenig oder kein Deutsch sprechen, liegt die Impfquote bei 75 Prozent. Bei Befragten mit sehr guten Deutschkenntnissen oder Deutsch als Muttersprache waren es 92 Prozent.

Weitere Faktoren, die die Impfquote beeinflussen, sind Einkommen, Bildungsniveau und Alter der Menschen. Das gilt sowohl für Menschen mit als auch ohne Migrationshintergrund. Diskriminierungserfahrungen wirken sich der Studie zufolge ähnlich wie Sprachbarrieren negativ auf die Impfbereitschaft aus.

Migranten glauben eher Falschinformationen

Die Studie zeigt zudem, dass Menschen mit Migrationshintergrund offenbar anfälliger für bestimmte Falschinformationen sind. Bei der Frage, ob die Impfung bei einem Kinderwunsch Risiken aufweise, zeigten sich 58 Prozent der Zuwanderer unsicher, aber nur 51 Prozent der Deutschstämmigen.

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Vier Prozent der Menschen ohne Migrationsgeschichte gab die falsche Antwort, dass die Impfung bei Menschen mit Kinderwunsch nicht sicher sei – bei den Zuwanderern waren es elf Prozent.

„Falschinformationen sollten deshalb wirksam entkräftet werden“, sagte Wulkotte. „Eine zielgerichtete Impfkampagne sollte sich an Personen mit wenig Deutschkenntnissen und niedrigem sozioökonomischen Status richten.“ Zudem solle Diskriminierung im Gesundheitswesen abgebaut werden.