Altersarmut

Immer mehr Senioren kämpfen mit ihren Schulden

Seit 2013 habe sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher im Alter ab 70 Jahren mehr als vervierfacht, berichtete die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem „Schuldneratlas 2020“

Teilen
Trotz der Corona-Krise ging die Zahl der Schuldner zurück - ein Zeichen der Entspannung ist dies dennoch nicht.
Trotz der Corona-Krise ging die Zahl der Schuldner zurück - ein Zeichen der Entspannung ist dies dennoch nicht.Christian Charisius/dpa

Neuss - Immer mehr alte Menschen in Deutschland können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Seit 2013 habe sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher im Alter ab 70 Jahren mehr als vervierfacht - auf mittlerweile rund 470.000 Betroffene. Das berichtete am Dienstag die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem „Schuldneratlas 2020“. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl aller überschuldeten Personen erhöhte sich im gleichen Zeitraum „nur“ um rund vier Prozent.

 Die Zahl der überschuldeten Verbraucher in Deutschland ist dabei trotz der Corona-Krise in diesem Jahr weiter zurückgegangen. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen hätten die „schlimmsten sozialen Auswirkungen abgemildert“, erhöhte Sparneigung und Ausgabenvorsicht hätten einen „flächendeckenden Liquiditätsengpass“ bislang verhindert, teilte die Auskunftei Creditreform mit. Das sei aber vermutlich nur „die Ruhe vor dem Sturm“: Bereits jetzt deuteten sich finanzielle Überlastungen an, „die zeitlich versetzt zu einem Anstieg der Überschuldungsfälle führen werden“.

Alle aktuellen News aus Politik & Wirtschaft finden Sie hier.

Creditreform erstellt jährlich den sogenannten Schuldneratlas. Demnach sind in diesem Jahr rund 6,85 Millionen Menschen überschuldet, das sind 69.000 weniger als im vergangenen Jahr, als die Zahl erstmals seit fünf Jahren gesunken war. Der Anteil der überschuldeten Verbraucher sank damit auf 9,87 Prozent.

Schuldner-Atlas 2020: Schuldnerquote nach Bundesländern
Schuldner-Atlas 2020: Schuldnerquote nach BundesländernAFP

„Der vermeintlich positive Befund ist allerdings kein Zeichen der Entspannung“, erklärte Creditreform. Die aktuelle Lage sei „besorgniserregend“: In der Corona-Krise hätten zwischenzeitlich 700.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, bis zu 7,3 Millionen Menschen „waren oder sind“ in Kurzarbeit und viele Menschen könnten ihrer selbstständigen oder teilberuflichen Tätigkeit nicht nachgehen. Geschätzt zwei Millionen Freiberufler und Soloselbstständige kämpften um die Existenz und stünden am Rande der Überschuldung.