Von wegen Ruhestand

Vor allem im Osten: Immer mehr Rentner gehen arbeiten

Die Bundesregierung sieht Altersarmut nicht als Grund für die Entwicklung, aber ihre Beweise sind alt.

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Dieser Mann, jenseits der 65, streicht eine Wand. Die Zahl der Rentner, die nicht nur von ihrer Rente leben, wächst.
Dieser Mann, jenseits der 65, streicht eine Wand. Die Zahl der Rentner, die nicht nur von ihrer Rente leben, wächst.Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Ruhestand? Ist nicht. Immer mehr Rentner gehen arbeiten. Im vergangenen Jahr waren laut Bundesagentur für Arbeit rund 1,29 Millionen Menschen jenseits der Altersgrenze weiter erwerbstätig. Das waren rund 400.000 oder 45 Prozent mehr als 2010.

Gegenüber 2005 seien es sogar 547.000 oder 73 Prozent mehr Rentner gewesen, die sich etwas dazuverdienen. Die Gesamtzahl der Altersrentner stieg von 2010 bis 2019 um 3,9 Prozent auf rund 17,11 Millionen.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der AfD hervor. Acht von zehn erwerbstätigen Rentnern - 1,02 Millionen oder 79,2 Prozent - waren 2019  nach Berechnungen des AfD-Arbeitsmarktpolitikers René Springer ausschließlich geringfügig beschäftigt. Der Abgeordnete, der die Anfrage gestellt hatte, errechnete, dass 268.000 oder 20,8 Prozent der Rentner sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen seien. Diese Zahl sei von 11,9 Prozent 2005 auf 20,8 Prozent 2019 gewachsen.

Rentnerarbeit wächst im Osten stärker

Dabei zeige sich, dass der Anteil an Frauen sowie der an Rentnern aus den neuen Bundesländern, die im Alter einer Erwerbstätigkeit nachgingen, besonders gestiegen sei, erläuterte der Brandenburger Bundestagsabgeordnete. So sei der Anteil der im Rentenalter erwerbstätigen Frauen in den letzten zehn Jahren bis 2019 um 170 577 oder 42,4 Prozent angestiegen. Und der Anteil der im Alter erwerbstätigen Ostdeutschen erhöhte sich um 77 332 oder 61,5 Prozent, der Anteil der erwerbstätigen Westdeutschen um 324 110 oder 42,3 Prozent.

Die Bundesregierung argumentiert in ihrer Antwort, dass „Erwerbsarbeit im Rentenalter ist, anders als oftmals angenommen, kein Indiz für Altersarmut“ sei. Sie verweist auf eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung: „Als Hauptgründe für eine Erwerbsarbeit nach Erreichen der Regelaltersgrenze werden von der Mehrheit der Befragten immaterielle Aspekte genannt. Dazu gehören beispielsweise Spaß an der Arbeit, der Kontakt zu anderen Menschen oder das Gefühl, gebraucht zu werden.“

Springer will das nicht so hinnehmen, unter anderem, weil die Studie von 2017 stammt und sich auf 2016 bezieht: „Ich befürchte eher, dass viele Rentner einen Job annehmen müssen, um Altersarmut und Sozialleistungsbezug abzuwenden.“