Homosexuelle Nazi-Opfer: Gedenken mit einer Spur Bitterkeit!
Es ist die letzte Opfer-Gruppe, der diese Ehre im Bundestag zuteil wird.

Etwa 100.000 Homosexuelle wurden im Dritten Reich verschleppt, gefoltert, ermordet. Vor allem Männer, aber auch lesbische Frauen – festgenommen aus politischen Gründen oder als „Asoziale“ – wurde in den Lagern misshandelt.
Basis dafür war der unsägliche Paragraf 175 Reichsgesetzbuch von 1871, der Homosexualität zum Verbrechen machte. Unfassbar, aber wahr: Auch nach Ende der Nazi-Herrschaft galt weiter, dass „die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts (...) begangen wird, (...) mit Gefängnis zu bestrafen“ sei.
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Erst seit 1994 ist Homosexualität endgültig kein Verbrechen mehr
Es dauerte bis 1968 (in der DDR) oder sogar bis 1994 (in der Bundesrepublik) bis das von den Nationalsozialisten noch einmal verschärfte Gesetz endgültig abgeschafft wurde. Queere Menschen sind es also gewohnt, dass sie lange um Rechte und Anerkennung kämpfen müssen.
Das gilt offenkundig auch für ihre Rolle als Opfer des Nazi-Terrors. An das Leid erinnert in Berlin zwar ein Mahnmal im Tiergarten. Im Bundestag wurde aber noch nie an die homosexuellen Opfer des NS-Regimes erinnert. An diesem Freitag hat sich das endlich geändert. 78 Jahre nach Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz.
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Es gibt inzwischen keine Überlebenden mehr
Viele Jahre und viele vergebliche Bitten und Petitionen von LGBTIQ-Aktivistinnen und -Aktivisten habe das gebraucht, hört man. Es kann sicher nicht darum gehen, Opfer gegeneinander abzuwägen. Fakt ist aber: Homosexuelle, bi und trans Menschen sind die letzte große Gruppe, der diese Ehre im Parlament zuteil wird. Es wurde wirklich Zeit.
Und so liegt auch eine Spur von Bitterkeit über dem Gedenken. Es gibt inzwischen keine Überlebenden mehr, die an dem Festakt teilnehmen konnten.
Dass die Mehrheit der AfD-Abgeordneten es nicht für nötig erachtete, dem Holocaust-Gedenken beizuwohnen, dokumentiert wenn nicht geistige Heimat, dann doch zumindest eigene Prioritäten. Nur 27 von 78 Parlamentariern waren anwesend...