Hochwasser-Expertin klagt an: Bundesregierung wurde schon Tage vor der Flutkatastrophe gewarnt!
Das europäische Hochwasser-Warnsystem „Efas“ hatte schon am 10. Juli Alarm geschlagen, berichtete Hannah Cloke von der Universität Reading.

Schlamm, Schutt und Schmutz überall. Trümmer türmen sich teils meterhoch. Zwischen Autowracks und Möbelresten versuchen Anwohner, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen. Mit dem Zurückweichen des Wassers wird in den vom Unwetter verwüsteten Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Es wird Wochen, Monate dauern, bis allein die sichtbaren Folgen der Katastrophe beseitigt sind.
Hochwasser-Warnsystem schlug Tage vorher schon Alarm
Ein Ausmaß an Verwüstung, Tod und Leid, das es unter Umständen nicht hätte geben müssen, kritisiert die Hochwasser-Expertin Hannah Cloke bei ZDFheute. „Im Jahr 2021 sollten wir nicht so viele Todesopfer zu beklagen haben“, mahnte Cloke.
Denn Bundesregierung und Katastrophenschutz seien schon seit Tagen informiert gewesen über das drohende Unheil, so die Mitentwicklerin des europäischen Hochwasser-Warnsystems „Efas“.
Das System habe am 10. Juli – also vier Tage vor Beginn der Überschwemmungen – Alarm geschlagen und „Warnungen an die deutsche und die belgische Regierung“ übermittelt, berichtete Cloke in der britischen Zeitung The Times.
„Es ist unglaublich frustrierend“, sagt Cloke, Professorin für Hydrologie an der britischen Universität Reading, gegenüber ZDFheute weiter. „Schon mehrere Tage vorher konnte man sehen, was bevorsteht.“
Warnmeldungen kamen nicht bei den betroffenen Menschen an
Alle notwendigen Warnmeldungen der Wetterdienste seien rausgegangen. „Doch irgendwo ist diese Warnkette dann gebrochen, sodass die Meldungen nicht bei den Menschen angekommen sind.“
Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagt ZDFheute, dass das Warn-Management vonseiten seiner Behörde sehr gut gelaufen sei. „Wir haben getan, was zu tun war.“ Man habe gemeindegenau mit genug zeitlichem Vorlauf vor Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gewarnt.
Es sei aber nicht Aufgabe des DWD, zu bewerten, ob Maßnahmen wie Evakuierungen im angemessenen Umfang durchgeführt wurden. Im föderalen System Deutschlands sind für den Katastrophenschutz insbesondere die Landkreise, kreisfreien Städte und Kommunen zuständig.