Hilflos, ohne Plan: Menschen in Kiew. Viele flüchten vor den Russen aus der Hauptstadt
Staus auf den Ausfallstraßen, Warteschlangen vor Tankstellen, russische Hubschrauber kreisen über Kiew

Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine begann das, was bei Kriegen immer geschieht: Unsicherheit, Angst, Panik unter den Zivilisten. In Kiew suchten Menschen Schutz in U-Bahn-Stationen, viele ergriffen die Flucht. Bilder zeigen Staus auf Ausfallstraßen, Schlangen vor Geldautomaten und an Tankstellen.
Eine Spiegel-Reporterin schilderte, wie Menschen mit dem Handy am Ohr morgens auf den Straßen unterwegs sind: „Fahrt ihr weg?“, fragen die Leute in den Hörer. Oder: „Wo soll ich hin? Ich habe nicht mal ein Auto!“

Schon früh am Morgen seien Sirenen zu hören gewesen, die die Bürger aufforderten, das Radio anzuschalten und sich über die Lage zu informieren, berichtete Alina Artamina telefonisch der dpa. „Bürgermeister Vitali Klitschko ist vor die Menschen getreten und hat uns aufgefordert, ruhig zu bleiben.“
Die gebürtige Ukrainerin lebt seit Jahren in Leipzig, war aber vor kurzem nach Kiew gereist, um ihrer kranken Mutter zu helfen. Sie selbst müsse sich jetzt darauf konzentrieren, sich und ihre Mutter sicher in die Wohnung nach Kiew zu bringen, weil das Krankenhaus für Verwundete geräumt werde.

Eine junge Frau und ihre Mutter waren aus dem Norden Kiews zur U-Bahn-Station Universytet gefahren, nachdem es kurz vor 6 Uhr die ersten Explosionen gegeben hatte und die Sirenen heulten. Dieser Bahnhof liegt besonders tief in der Erde. Die Frauen hoffen, mit der Eisenbahn nach Westen zu kommen, haben sogar die Katze mitgenommen.

Ein Berichterstatter der Nachrichtenagentur AP sprach morgens mit dem Kiewer Maxim Prudskoi: „Im Moment habe ich keine Angst, vielleicht werde ich sie später haben.“ Am Nachmittag dürfte es dazu gekommen sein. Die Ukraine berichtete, russische Truppen seien bis auf 20 Kilometer auf die Hautpstadt vorgerückt, die Polizei von Kiew verbreitete Aufnahmen russischer Hubschrauber über der Stadt.