HIER wird Michail Gorbatschow beigesetzt: Doch wer darf überhaupt zur Trauerfeier nach Moskau reisen?
Der ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow wird am Samstag in Moskau beerdigt.

Nach langer schwerer Krankheit starb Michail Gorbatschow am Dienstagabend im Alter von 91 Jahren in Moskau. Im Ausland wird er hochgeachtet, denn sein Name steht für den Fall des Eisernen Vorhangs und den friedlichen Umsturz im Ostblock. In Russland dagegen wird ihm vorgeworfen, die Sowjetunion verraten und zerstört zu haben.
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Nun könnte sogar die letzte Ehre für den Politiker von Weltformat zum Problem werden: Seine Beerdigung soll in Moskau stattfinden. Es scheint jedoch offen, ob ausländische Gäste anreisen können – und angesichts der Umstände durch den Ukraine-Krieg wollen.
Gorbatschow wird neben Ehefrau Raissa beigesetzt
Geregelt hat der frühere Sowjetpräsident und Friedensnobelpreisträger seine Beerdigung schon lange vor seinem Tod. Seine letzte Ruhe wird er auf Moskaus berühmtem Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster finden, wo Gorbatschow sich ein Grab neben seiner 1999 nach schwerer Krankheit in Münster gestorbenen Frau Raissa Gorbatschowa gesichert hatte. Dort war er oft.

Für die Trauerfeier am kommenden Samstag sei das in der Nähe des Kremls liegende „Haus der Gewerkschaften“ mit seinem Säulensaal genehmigt worden, teilte Gorbatschows Tochter Irina der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Mittwoch mit. Ob es ein Staatsbegräbnis gibt, konnte sie allerdings nicht sagen.
Das „Haus der Gewerkschaften“ war traditionell Ort für Trauerfeiern für die Staatschefs in der Sowjetunion. So wurden hier unter anderem die Leichname von Sowjetgründer Lenin und seinem Nachfolger Stalin aufgebahrt, damit das Volk von ihnen Abschied nehmen konnte.

Doch welche Staatsgäste bei ihm am Grab stehen werden, ist ungewiss. Angesichts der historischen und internationalen Bedeutung des letzten Generalsekretärs der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und Begründer von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) dürften etliche Gäste aus dem Ausland Abschied nehmen wollen von dem Politiker, der auch als einer der Väter der deutschen Einheit galt.
Westliche Staatschefs stehen auf Sanktionsliste Russlands
Doch es sind nicht nur viele ranghohe Politiker der EU von russischer Seite als Reaktion auf die westlichen Sanktionen mit Einreiseverboten belegt worden. Gesperrt ist auch der Luftraum in Russland für „unfreundliche EU-Staaten“. Viele westliche Politiker meiden ohnehin wegen des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor sechs Monaten den Kontakt mit Russland.
Die Erste, die ganz gewiss nicht an Gorbatschows Grab stehen wird, ist die frühere Kanzlerin Angela Merkel. Sie hat sich zum Ende ihres Urlaubs eine Knieverletzung zugezogen, deshalb „wäre eine Teilnahme im September ohnehin nicht möglich“, so ihre Sprecherin. Die Heilung verlaufe zwar sehr gut, dennoch seien angesichts der Verletzung „Reisen dieser Art derzeit nicht angeraten“.
Kanzler hofft, dass Russland Gorbatschow Ehre erweist, die er verdient
Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich zurückhaltend zu einer möglichen Teilnahme an einer Trauerfeier für Gorbatschow in Russland geäußert. „Ich glaube, das ist jetzt nicht der Ort oder der Zeitpunkt, um über Reisen zu reden“, sagte der Regierungschef am Mittwoch nach der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg nördlich von Berlin. Er ergänzte: „Ich hoffe, dass der russische Staat seinem früheren Staats- und Regierungschef die Ehre erweist, die ihm gebührt.“