Hamas-Extremisten feuerten 3200 Raketen auf Israel ab. Das schlägt zurück
Zivilisten im Gaza-Streifen flüchten massenhaft in UN-Schulen. Bundesregierung spricht von Geiselhaft durch Hamas

Der Beschuss Israels nimmt kein Ende, erneut feuerte die islamistische Hamas-Bewegung Raketen aus dem Gaza-Streifen ab. Nach israelischer Zählung sind es seit Montag vergangener Woche an die 3200 Geschosse gewesen. Die israelische Armee konnte rund 90 Prozent abfangen und schlägt mit unverminderter Härte zurück. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte: „Unsere Kampagne gegen die Terrororganisationen wird mit voller Wucht fortgesetzt.“
In einer dritten Welle griffen 54 Kampfflugzeuge nachts 34 Ziele an. Getroffen werden sollten vor allem Knotenpunkte des „Metro“ genannten Tunnelsystems, das sich über mehrere hundert Kilometer vorwiegend unter Gaza Stadt erstrecken soll. Die Tunnel dienen als Transportwege für Munition und Lebensmittel, als Bunker und Waffenwerkstatt.

Vor dem Beschuss aus der Luft und durch Artillerie sind rund 42.000 Menschen in Schulen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA geflüchtet, meldete die Organisation.
Die palästinensischen Behörden sprechen von bislang rund 200 Toten, darunter 58 Kinder. Israel, das bislang zehn Todesopfer zu beklagen hat, erklärte, bei mittlerweile 820 Einsätzen über 130 Mitglieder von Hamas und Islamischem Dschihad ausgeschaltet zu haben. Am Montag sei ein ranghoher Hamas-Kommandeur getötet worden.

Internationale Bemühungen um eine Deeskalation durch die UN, die EU, Russland und die USA blieben bislang erfolglos. Für Dienstag ist eine Sonderberatung der EU-Außenminister geplant.
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UN-Generalsekretär António Guterres warnte zuletzt vor unkontrollierbaren Folgen des Konflikts für den gesamten Nahen Osten. Der Konflikt hatte sich in den vergangenen Tagen ausgeweitet: Im Westjordanland gab es Zusammenstöße von Palästinensern mit israelischen Sicherheitskräften mit mehreren Toten. Aus Syrien und dem Libanon wurden ebenfalls Raketen auf Israel abgefeuert. Der Konflikt griff auch auf arabisch geprägte Orte in Israel über. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Juden und arabischen Israelis, zu Brandstiftungen und Lynchversuchen.

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Die Bundesregierung unterdessen ihre Forderung nach einem Ende der Raketenangriffe auf Israel bekräftigt. Da sie auf die Tötung von Zivilisten abzielten, seien sie als Terror zu bewerten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Bundesregierung beklage den Verlust von Menschenleben auf beiden Seiten. „Es gibt hier nicht ein Leben, das mehr wert wäre als ein anderes“, sagte Seibert. Aber es gebe eine ganz klare Entwicklung hin zu dieser Situation. „Der Raketenterror der Hamas gegen Israels Städte, in denen Israels Bürger sterben - übrigens arabische wie jüdische Bürger -, der hat Israel das Recht gegeben, seine Bürger zu schützen und in Selbstverteidigung zu handeln.“

Ein in einem Konflikt getötetes Kind sei immer eine Tragödie, sagte Seibert, fügte aber hinzu: „Die Welt weiß von der ganz bewussten Strategie der Hamas, ihre Tunnel auch in der Nähe von Schulen verlaufen zu lassen, ihre Einsätze direkt aus Wohngebieten und dicht bevölkerten Gegenden zu fahren. Damit nimmt Hamas die palästinensischen Bevölkerung von Gaza in Geiselhaft, und das ist ein zynisches Vorgehen.“
Ähnlich äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefonat mit Netanjahu, bei dem sie sagte, dass die Bundesregierung weiter entschieden gegen Proteste in Deutschland vorgehen werde, die Hass und Antisemitismus verbreiten.