Hagia Sophia wieder Moschee : Präsident Erdogan betet mit in erster Reihe
Trotz massiver Kritik fand im Kuppelbau in Istanbul erstmals wieder ein Freitagsgebet statt

Für einen der versammelten Gläubigen ist es „ein historischer Moment“, für das Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Griechenland „ein Tag der Trauer für das gesamte Christentum“. Erstmals seit 86 Jahren wurde in der Hagia Sophia nach der Umwandlung in eine Moschee wieder ein muslimisches Freitagsgebet abgehalten. Rund tausend Gläubige nahmen an der Zeremonie im Beisein des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan teil.

Der Staatschef hatte die Umwandlung des historischen Kuppelbaus in Istanbul am 10. Juli angeordnet, nachdem das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei zuvor den seit 1934 geltenden Museumsstatus des Gebäudes aufgehoben hatte.

Schon seit den Morgenstunden hatten sich auch außerhalb der früheren byzantinischen Kathedrale tausende Gläubige versammelt, um an der Zeremonie teilzuhaben.

Beobachter gehen davon aus, dass Erdogan die Umwandlung der Hagia Sophia vorangetrieben hat, um seine religiöse Wählerschaft inmitten der durch Corona verschärften Wirtschaftskrise zu mobilisieren.

Kritik daran gab es aus zahlreichen Ländern. Paris und Berlin bedauerten die Entscheidung der türkischen Regierung. US-Außenminister Mike Pompeo sprach von einer „Verpflichtung“ Ankaras „zum Respekt gegenüber den Glaubenstraditionen und der diversen Geschichte“ der türkischen Republik.