„Du hältst einfach mal deine Fresse“: Berliner FDP-Politiker rüffelt Partei-Kollegen auf Twitter
In Thüringen geht die FDP einmal mehr mit Thomas Kemmerich als Spitzenkandidat ins Rennen. Das sorgt für Zoff.

Die Nerven bei der FDP liegen blank. Bei den jüngsten Landtagswahlen haben die Liberalen eine Klatsche nach der anderen kassiert. In Niedersachsen, dem Saarland und zuletzt auch in Berlin ist die Partei aus dem Landtag geflogen. Im Jahr 2024 stehen auch in Thüringen wieder Landtagswahlen an. Und die werfen schon jetzt ihre Schatten voraus. Denn die Ankündigung, dass Ex-Ministerpräsident Thomas Kemmerich erneut als Spitzenkandidat der Liberalen antreten wird, gefiel nicht jedem.
Thomas Kemmerich war im Februar 2020 für wenige Tage Ministerpräsident von Thüringen, obwohl seine FDP bei den Wahlen zuvor nur knapp den Sprung ins Parlament geschafft hatte. Er hatte sich mit Stimmen von FDP, CDU und AfD wählen lassen und die Wahl angenommen. Dafür wurde er vielfach kritisiert und wurde in der ganzen Republik bekannt. Vor allem das Bild, auf dem ihm sein rechtsextremer Königsmacher Björn Höcke die Hand gibt, ging um die Welt.
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Doch genau diese Bekanntheit will Kemmerich nun nutzen. „Durch vielerlei Umstände bin ich in Thüringen deutlich bekannter geworden“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa. „Auch die Bekanntheit ist ein starkes Argument. Ich bin viel unterwegs, viele Leute sprechen mich an, ob ich denn wieder kandidieren will.“
FDP in Thüringen: Kemmerichs Tabubruch hat Spuren hinterlassen
Allerdings scheint der Tabubruch aus dem Februar 2020 auch in seiner eigenen Partei Spuren hinterlassen zu haben. Ein Twitter-User namens „Jonas“, der rund 3000 Follower hat und laut seiner Bio FDP-Mitglied ist, schrieb zu einem Text über Kemmerichs erneute Kandidatur: „Als FDPler wünsche ich mir, dass dieser Landesverband die 5%-Hürde verfehlt und aus dem Landtag fliegt. Es darf keinerlei Unterstützung für Kemmerich im Wahlkampf geben, ansonsten können wir den Laden endgültig zumachen.“
Dafür gab es einigen Zuspruch - der Tweet wurde mehr als 2000 Mal gelikt und mehr als 175 Mal geteilt - aber auch Widerspruch aus der eigenen Partei. Der Berliner FDP-Generalsekretär Lars Lindemann schrieb etwa: „Die Partei schädigen Sie mit solchem Geblubber!“
Berliner Ex-Abgeordneter: „Hältst einfach mal deine Fresse“
Noch deutlicher wurde Björn Jotzo, der bis zum Ausscheiden der FDP aus dem Berliner Abgeordnetenhaus der Parlamentarische Geschäftsführer seiner Fraktion gewesen ist. Er schrieb: „Sorry, das geht gar nicht. Entweder du hattest an unserem Wahlkampf, Kandidaten oder Programm etwas auszusetzen oder du hältst einfach mal dazu deine Fresse.“
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Nachdem er mehrfach auf seine Entgleisung aufmerksam gemacht wurde, blieb Jotzo bei seiner Einschätzung. Die Angst der Partei, einen weiteren Landtag zu verlieren, ist dieser Tage spürbar.