Annalena Baerbock und Robert Habeck wollen sich am Montag in der Kandidatenfrage erklären.
Annalena Baerbock und Robert Habeck wollen sich am Montag in der Kandidatenfrage erklären. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Annalena Baerbock oder Robert Habeck – auch die Grünen grübeln über die K-Frage. Wer von den beiden Vorsitzenden die Kanzlerkandidatur übernimmt, will die Öko-Partei am Montag bekannt geben. Zugetraut wird der Job beiden. „Ich glaube, keinem von uns fällt es schwer zu sagen: Du bist der oder die Richtige“, formulierte es Baerbock im Spiegel. 

Ein ähnlicher Satz aus dem Mund des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet oder von CSU-Chef Markus Söder, die im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur keinen Millimeter weichen? Undenkbar! Doch wer sind die grünen Anwärter eigentlich?

Annalena Baerbock: Sie stand lange im Schatten von Habeck, der schon vor der Wahl der beiden Parteichefs Anfang 2018 recht bekannt war und fortan emsig durch die Talkshows tingelte. Als Pluspunkt für Baerbock könnte sich erweisen, dass die Bundestagsabgeordnete, die seit 2013 im Parlament sitzt, in der Partei gut vernetzt ist und als Expertin für Klimafragen gilt. Als Frau hat sie ohnehin den ersten Zugriff auf die Kandidatur, wie auch Habeck einräumt.

Baerbock hätte Vorrecht als Frau

Als Manko könnte sich erweisen, dass die 40-Jährige keinerlei Regierungserfahrung hat. Spekulationen über eine mangelnde Durchsetzungsfähigkeit kontert sie selbstbewusst: „Drei Jahre als Parteichefin, Abgeordnete und Mutter kleiner Kinder stählen ziemlich.“

Baerbock ist verbindlich und vertritt jenen Pragmatismus, der die Grünen so stark gemacht hat in der jüngsten Vergangenheit. Die Realpolitikerin hat es dabei geschafft, den linken Parteiflügel einzubinden. Zugleich erscheinen mit ihr alle Koalitionsoptionen möglich.

Baerbock für alle Koalitionsoptionen offen

So streitet die studierte Völkerrechtlerin für einen konsequenten Klimaschutz und warnt zugleich davor, „Öko gegen Sozial“ auszuspielen: Sie präsentierte sich einst als basisnahe Kämpferin, die für den Kohleausstieg „raus auf die Straße“ will, aber auch das Gespräch mit Kohlekumpels sucht. In ihrem Wohnort Potsdam engagierte sie sich in einem Flüchtlingshilfeverein – und in der Corona-Krise besetzte die Mutter zweier Töchter frühzeitig das Familienthema.

Robert Habeck: Der 51-jährige Ko-Parteichef liebt das große Wort: Es gebe „einen Moment, den Lauf der Geschichte zu verändern“, hat er kürzlich mit Blick auf eine mögliche Regierungsübernahme seiner Partei verkündet. Er gilt als Stratege und Feingeist mit dem Hang zur gründlichen Analyse – und war lange prominenter als Baerbock.

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Als der frühere Umweltminister von Schleswig-Holstein vor gut drei Jahren Parteichef der Grünen wurde, feierte ihn die Basis wie einen Politstar, bald wurde er bundesweit als möglicher Kanzler gehandelt.

Ex-Umweltminister gilt als Vordenker der Grünen

Der gebürtige Lübecker wird gerne als Vordenker der Partei bezeichnet, leistet sich aber gelegentliche Fauxpas im politischen Alltag. So verkündete er Anfang 2019 in einem Internet-Video, er wolle Thüringen zu einem offenen, liberalen und demokratischen Land machen – er musste die missglückte Formulierung umgehend zurücknehmen und verabschiedete sich aus den sozialen Netzwerken. An anderer Stelle zeigte er in politischen Detailfragen Lücken.

Früherer Erfolg als Schriftsteller

Bevor Habeck sich 2002 im Kreisverband Schleswig-Flensburg erstmals bei den Grünen engagierte, war er gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller erfolgreich. 2004 wurde der Vater von vier Söhnen Grünen-Landeschef, 2009 zog er erstmals in den Kieler Landtag ein. Von 2012 bis 2018 war er Landesminister für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt in einer Jamaika-Regierung.

Bei der Kür der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 unterlag Habeck knapp Cem Özdemir. Als dessen Nachfolger an der Grünen-Spitze startete der promovierte Philosoph dann richtig durch.