Drastischer Anstieg

Grundsteuern erhöht – jetzt drohen Mietern höhere Nebenkosten!

Weil die Grundsteuern steigen, werden wohl auch die Nebenkosten bei den Mieten erhöht. Das gilt in einigen Bundesländern mehr als in anderen.

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Mietern in vielen Mietwohnungen droht ein Anstieg der Nebenkosten.
Mietern in vielen Mietwohnungen droht ein Anstieg der Nebenkosten.Archivbild/Florian Gaertner/photothek/Imago

Schock bei der Grundsteuer für viele Bürger! Weil die Finanzsituation in vielen Städten und Gemeinden angespannt ist, haben viele ihre Grundsteuern für Immobilienbesitzer erhöht! Im Jahr 2022 hat jede achte Kommune in Deutschland den Hebesatz der Grundsteuer angehoben, wie aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervorgeht. Zuletzt war eine so hohe Zahl 2017 der Fall.

Neben dem Grundstückswert ist der Hebesatz einer der Faktoren für die Berechnung der Grundsteuer. Die Städte und Gemeinden setzen ihn selbstständig fest und bestimmen somit die Höhe der Steuer. Senkungen des Hebesatzes gab es verglichen mit 2021 auch – allerdings nur in lediglich 0,6 Prozent der Kommunen!

Auch in Brandenburg ist Hebesatz gestiegen

Der Anteil der Kommunen, die 2022 ihren Hebesatz – in diesem Fall zur Grundsteuer B – erhöhten, war laut Studie mit 26 Prozent in Nordrhein-Westfalen am höchsten. Es folgten das Saarland und Rheinland-Pfalz. In den Kommunen von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wurden die Hebesätze am seltensten erhöht. In der Studie wurden ausschließlich die Flächenländer betrachtet.

Auch in Brandenburg haben Immobilienbesitzer in den vergangenen Jahren im Schnitt mehr Grundsteuer zahlen müssen. Demnach stieg der Hebesatz zur Grundsteuer B in den Städten und Gemeinden des Bundeslands zwischen 2017 und 2022 um durchschnittlich drei Prozent beziehungsweise zehn Punkte an.

Mietern drohen höhere Nebenkosten durch Grundsteuer

Die Erhöhung der Grundsteuer wird sich dabei auch in den Mieten niederschlagen, denn sie kann auf die Betriebskosten umgelegt werden. „Das wird auf jeden Fall bei vielen Mietern ein paar Euro pro Jahr ausmachen“, erklärte Ulrike Hamann vom Berliner Mieterverein auf Anfrage des BERLINER KURIERS. Wie viel es genau sei, hänge dabei von der Wohnung und dem Standort ab. Der Mieterverein fordert daher schon lange, dass die Grundsteuer nicht mehr umlagefähig sein sollte. 

Die Grundsteuer B wird auf bebaute und bebaubare Grundstücke erhoben und von den Eigentümerinnen und Eigentümern bezahlt – oder eben auf Mieter umgelegt. Von 2025 an soll eine neue Grundsteuer-Berechnung gelten. Das hatte das Bundesverfassungsgericht gefordert, da die Finanzämter den Wert einer Immobilie zuletzt auf der Grundlage völlig veralteter Daten kalkuliert hatten. Für die Kommunen ist die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequelle.

Im bundesweiten Schnitt lag der Grundsteuer-Hebesatz vergangenes Jahr bei 391 Prozent – und damit 5 Prozentpunkte höher als 2021. So stark war der Wert zuletzt 2016 gestiegen. 2005 lag der Durchschnitt noch bei einem Wert von 317. Mittlerweile haben laut Analyse 79 Prozent aller Kommunen einen Hebesatz von 350 und mehr. Das Bundesland mit den höchsten Durchschnittssätzen ist Nordrhein-Westfalen (565).

Immobilienbesitzern und Mietern droht Kostenexplosion

Der EY-Branchenexperte Heinrich Fleischer teilte dazu mit: „Wir sehen einen bundesweiten Trend zu immer höheren Grundsteuer-Hebesätzen.“ Als Grund nannte Fleischer zuletzt unter anderem die klammen Kassen in vielen Kommunen: So wie die Bürgerinnen und Bürger litten auch sie unter Kostensteigerungen, die sie weitergeben würden. Anders als bei den Gewerbesteuer-Hebesätzen, mit denen zahlreiche Kommunen um die Neuansiedlung von Unternehmen werben würden, sei bei der Grundsteuer kein Standortwettbewerb zu beobachten.

Die aktuelle Entwicklung sei eine Hiobsbotschaft und berge ein hohes Maß an Ungewissheit angesichts der aktuellen Grundsteuer-Reform: Im Zuge der Neubewertung und den erwartbar steigenden Grundsteuerwerten drohten sowohl Immobilienbesitzern als auch Mietern höhere Kosten – wenn nicht gleichzeitig die Hebesätze sinken würden. Die Sorge vor steigenden Abgaben sei nachvollziehbar, sagte Fleischer.