Greift jetzt Belarus in den Ukraine-Krieg ein? Machthaber Lukaschenko ruft „Antiterror-Einsatz“ aus!
Minsk wirft „Nachbarländern“ Angriffspläne auf belarussisches Territorium vor.

Seit Wochen gibt es Spekulationen um einen möglichen Kriegseintritt von Belarus an der Seite Moskaus. Machthaber Alexander Lukaschenko hat derartige Absichten stets dementiert, zugleich aber die militärische Zusammenarbeit mit Russland verstärkt.
Die Spannungen verschärfen sich jetzt weiter: Belarus ruft seine Truppen zum „Antiterror-Einsatz“ auf. Für einen solchen Einsatz, der dem russischen Ausdruck „Spezialoperation“ für den Angriffskrieg gegen die Ukraine ähnelt, hat die mit Russland verbündete Ex-Sowjetrepublik offiziellen Angaben nach ihre Streitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
„Es gab tatsächlich Informationen, dass vonseiten bestimmter Nachbarländer Provokationen geplant sind, bis hin zur Besetzung einzelner Gebiete des Territoriums von Belarus“, begründete der belarussische Innenminister Wladimir Makej am Freitag im Interview mit der kremlnahen Tageszeitung Iswestija in Astana die Verhängung des Antiterror-Einsatzes.
120.000 russische Soldaten nach Belarus?
In dem Zusammenhang würden unter anderem die Kontrollen an der Grenze verschärft, sagte er. Laut Makej dient die Ausrufung des sogenannten Antiterror-Einsatzes nicht Angriffsvorbereitungen auf die Ukraine. „Führt das zu Spannungen zwischen Belarus und seinen Nachbarn? Schauen wir einmal, was an unseren westlichen und südlichen Grenzen passiert. Wenn Politiker sich so verantwortungslos verhalten, kann man leicht in den Dritten Weltkrieg schlittern“, drohte er zugleich.
Gemeinsame Offensive gegen die Ukraine im Frühjahr?
Der in Warschau im Exil lebende weißrussische Oppositionspolitiker Pawel Latuschka dagegen ist fest davon überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin und Lukaschenko im nächsten Frühjahr eine Invasion der Ukraine von Belarus aus planen. „Unsere Quellen sagen, dass die Russen bis dahin 120.000 Soldaten in Weißrussland stationieren wollen“, sagte Latuschka dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Er bezifferte die aktuelle Zahl russischer Soldaten in seinem Land auf rund 5000, verteilt auf vier russische Militärstützpunkte. Der ehemalige Kulturminister sagte, der Hintergrund der russisch-belarussischen Pläne sei der Versuch, eine potenzielle Bedrohung durch Belarus zu schaffen, die die Ukraine zwingen würde, mehr Truppen an ihre eigene Nordgrenze zu verlegen, um einen möglichen Angriff abzuschrecken. „Das würde die Ukraine zwingen, ihre Truppen nach Süden oder Osten abzuziehen“, erklärte Latuschka.
„Putin nutzt unser Land für seine Aggression, und Lukaschenko ist ein nützlicher Idiot“, fuhr Latuschka laut dem Bericht fort. Als Putins Schoßhund ist Lukaschenko wirtschaftlich völlig von ihm abhängig, was nicht heißen soll, dass er es nicht auch anders ist.
Nato sieht keine Hinweise auf Kriegseintritt von Belarus
Gleichzeitig will Lukaschenko versuchen, die belarussische Armee bis zum Frühjahr von derzeit 65.000 auf 100.000 Soldaten aufzurüsten. „Es wird schwierig für ihn“, betonte Latuschka: „Wir sind ein friedliches Volk, unser Volk will nicht mit Ukrainern kämpfen. Sie sehen keinen Grund für diesen Krieg, sie wollen nicht für Putin sterben.“
Die Nato sieht bisher jedoch keine Hinweise darauf, dass sich Belarus aktiv am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beteiligen will. Ein Vertreter des Militärbündnisses sagte am Mittwoch, es gebe derzeit keine Anzeichen dafür. Als möglichen Grund nannte er die Androhung westlicher Sanktionen.
In Bezug auf den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko sagte er: „Ich glaube nicht, dass wir daran zweifeln sollten, dass Lukaschenko versteht, dass die volle Wucht der Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, auch gegen Belarus angewandt werde, wenn die belarussischen Streitkräfte dieselbe Art von Operationen gegen die Ukraine durchführen würden.“