Greenpeace rechnet vor: So ist das 9-Euro-Ticket auch weiterhin finanzierbar!
Der Verkehrsminister ist skeptisch, ob der Bund das Ticket für alle dauerhaft finanzieren kann. Die NGO zeigt auf, wo der Bund sparen könnte.

Das 9-Euro-Ticket hat in den vergangenen Wochen viele Menschen glücklich gemacht. Sie konnten Geld für das sonst viel teurere Monatsticket sparen oder seit vielen Jahren erstmals wieder einen Ausflug finanzieren. Eine echte Erfolgsgeschichte, wie auch erste Zahlen zeigen: 31 Millionen Menschen nutzten das Ticket seit dem 1. Juni, wegen seiner Einfachheit und dem günstigen Preis, doch schon in fünf Wochen soll das alles wieder vorbei sein.
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9-Euro-Ticket: Was kommt im September?
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) erkennt zwar den Erfolg des 9-Euro-Tickets an, eine direkte Fortführung strebt er aber nicht an. Zwar wolle er mittelfristig den Tarifdschungel im deutschen Nahverkehr abbauen, dann aber kein Ticket für 9 Euro, sondern eine teurere Variante anbieten. Seine These: Der Bund könne ein solches Monatsticket nicht finanzieren, da das rund zehn Milliarden Euro jährlich kosten würde. Die NGO Greenpeace kommt nach einem Papier allerdings zu einem anderen Schluss.
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Mobilitätsforscherin Marissa Reiserer und Greenpeace-Mitarbeiter Benjamin Gehrs schauen sich in dem Papier vor allem zwei Dinge an: Die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets und eines Klimatickets, das 365 Euro im Jahr kosten könnte, auf die Ausgaben verschiedener Haushalte im Vergleich zu den Kosten für verschiedene Autos, Mobilitäts-Kombinationen und dem klassischen ÖPNV-Ticket, wie es ab September wieder erhältlich sein soll.
Dabei kommt klar heraus: Das 9-Euro- oder Klimaticket wären stets die günstigste Variante, das gilt in den meisten Fällen auch für weitere Fahrten ab 100 Kilometer, wenn eine Bahncard50 mit eingerechnet wird. Nur bei Familien mit zwei Kindern, die älter als 14 Jahre sind, würde sich auch ein Klima- oder 9-Euro-Ticket in Kombination mit Carsharing finanziell lohnen.
9-Euro-Ticket: Wie kann man es finanzieren?
Die Bürgerinnen und Bürger würden also in jedem Fall finanziell profitieren. Doch was ist mit der Umsetzung. Auch da sind die Autorin und der Autor des Papiers sehr klar: Zumindest ein Klimaticket für rund 30 Euro im Monat wäre gut finanzierbar. Das, so schreiben sie, würde dann nicht wie das 9-Euro-Ticket Kosten von 10, sondern nur von 4 Milliarden Euro beim Bund auflaufen lassen. Es gibt aber auch Rechnungen, die bei einem Zuschuss von zwei oder sechs Milliarden herauskommen.
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Potenzial, diese Summen aufzubringen, gebe es zudem viele, wie das Greenpeace-Papier nahelegt. So würde der Bund jedes Jahr 46 Milliarden Euro in klimaschädliche Subventionen pumpen. Würde man diese Anreize für klimaschädliches Verhalten abbauen, würde viel Geld frei werden, das in klimafreundliche Projekte wie eben ein bezahlbares Nahverkehrsticket gesteckt werden könne.
9-Euro-Ticket: Greenpeace will Dienstwagenprivileg und Entfernungspauschale anzapfen
Besonders im Auge haben Reiserer und Gehrs die Steuervorteile für Dienstwagen. Für das sogenannte Dienstwagenprivileg gehen im Schnitt mehr als vier Milliarden Steuergeld pro Jahr drauf. Damit könnte dann bereits das 365-Euro-Klimaticket finanziert werden.
Doch das Papier bringt auch eine Reform der Entfernungspauschale ins Spiel. Mit dieser können Arbeitnehmer die Distanz zwischen ihrem Wohnort und dem Arbeitsplatz unabhängig vom Verkehrsmittel mit 30 Cent pro Kilometer in der Steuererklärung geltend machen. Besonders oft werden hier Autofahrten eingereicht, die Profiteure sind meistens Spitzenverdiener. Hier sieht Greenpeace ein Einsparpotenzial von weiteren 6 Milliarden Euro. Summiert mit dem Dienstwagenprivileg würde das 10,4 Milliarden Euro für das 9-Euro-Ticket frei machen, argumentieren Reiserer und Gehrs.
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Ob dieser Vorstoß aber auch in der Bundespolitik Gehör findet, ist unklar. Verkehrsminister Wissing will zunächst noch die Evaluation abwarten. Die soll zeigen, was die Menschen so am 9-Euro-Ticket begeistert hat: der Preis, die deutschlandweite Gültigkeit oder die einfache Handhabe. Neben dem Ticket für 9 Euro im Monat und dem für 365 Euro im Jahr war zuletzt auch ein Monatspreis von 69 Euro im Gespräch. Den könnten sich aber längst nicht mehr alle leisten.
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