Gewerkschaft bereitet unbefristeten Post-Streik vor
Ver.di fordert 15 Prozent mehr Lohn für die 160.000 Postler.

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post startet die Gewerkschaft ver.di an diesem Montag die Urabstimmung über flächendeckende und unbefristete Streiks. Bis zum 8. März können die bei der Post beschäftigten etwa 100.000 ver.di-Mitglieder darüber entscheiden. Lehnen über 75 Prozent der Befragten das Tarifangebot des Unternehmens ab, sollen unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen eingeleitet werden.
Warnstreiks hatten aus Sicht der Gewerkschaft kein ausreichendes Angebot erzwungen
Am 10. Februar hatte ver.di die Tarifverhandlungen für rund 160.000 Post-Beschäftigte nach drei Gesprächsrunden für gescheitert erklärt. Es hatte bereits zeitlich befristete Warnstreiks gegeben.
Die Gewerkschaft fordert einen einjährigen Vertrag mit 15 Prozent mehr Geld. Der Konzern hält dies für wirtschaftlich nicht leistbar und bietet einen zwei Jahre laufenden Tarifvertrag mit verschiedenen Finanzkomponenten an. So würde sich laut Post etwa das Einstiegsentgelt eines Paketsortierers in diesem Zeitraum um 20,3 Prozent erhöhen und das einer Zustellerin um 18 Prozent. Außerdem soll die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie über insgesamt 3000 Euro fließen.
Aus Sicht von ver.di reicht dieses Angebot nicht aus. Fast 90 Prozent der Tarifbeschäftigten seien in den Entgeltgruppen eins bis drei eingruppiert. Das Grundentgelt betrage hier zwischen 2108 und 3090 Euro brutto. „Diese Tarifbeschäftigten sind im besonderen Maße von der hohen Inflation betroffen, da sie einen großen Anteil ihres Nettoeinkommens für Nahrungsmittel und Energie aufbringen müssen.“ Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 habe zwei Prozent betragen.
„Wir haben das beste Tarifangebot in der Geschichte unseres Unternehmens vorgelegt“, hieß es von der Post, die Unverständnis für die Urabstimmung bekundete.
Post beharrt auf Tarifreform: Schnelle Sendungen sollen mehr kosten als langsame
Unterdessen beharrt die Deutsche Post auf einer Umstellung des Briefsystems auf die sogenannte Zwei-Klassen-Zustellung. „Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird“, sagte Personalvorstand Thomas Ogilvie in einem Interview.
Schon länger ist bekannt, dass der Konzern künftig Post in zwei Geschwindigkeiten ausliefern möchte – mit unterschiedlichen Preisen. Unterschiedliche Zustellgeschwindigkeiten gibt es bereits in anderen europäischen Ländern. Voraussetzung für einen solchen Schritt wäre, dass bei der anstehenden Reform des Postgesetzes die Verpflichtung gestrichen würde, wenigstens 80 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen.