„Wir sind in einer Notlage“

Gesundheitsexperte Lauterbach fordert: Erteilt Curevac die Notfallzulassung!

Bis zu einer Zulassung des Impfstoffs durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA könnten noch Wochen vergehen. Das dauere zu lange.

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Eine Spritze mit dem Impfstoff der Firma Curevac, das sich noch in der Erprobungslage befindet.
Eine Spritze mit dem Impfstoff der Firma Curevac, das sich noch in der Erprobungslage befindet.Foto: dpa/Christoph Schmidt

Nach dem Lieferstopp für den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson fordert der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach eine deutsche Notfallzulassung für das Vakzin des Tübinger Herstellers Curevac. „Wenn Curevac ähnlich gut wirkt wie Biontech oder Moderna, was zu erwarten ist, sollte der Impfstoff schnellstmöglich zugelassen und verimpft werden“, sagte Lauterbach dem Spiegel. Auf die Genehmigung der EU-Arzneimittelbehörde EMA solle Deutschland dann nicht warten: „Bei der EMA dauert es oft zu lange, das haben wir schon bei Biontech gesehen.“

Ebenso wie die Vakzine von Biontech und Moderna ist auch das von Curevac ein mRNA-Impfstoff. In den kommenden Wochen sollen die Ergebnisse der Phase-3-Studie veröffentlicht werden. Bis zu einer offiziellen Zulassung durch die EMA könnten dann aber nochmals mehrere Wochen vergehen.

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Für Deutschland könnte das Paul-Ehrlich-Institut schon vorher eine Notfallzulassung beschließen. „Dies wäre richtig, sofern die Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffs hoch ist. Wir sind in einer Notlage, und der Curevac-Impfstoff wäre eine massive Entlastung“, sagte Lauterbach. „Und wenn die EU-Zulassung dann später kommt, kann sie die deutsche Notfallzulassung ersetzen.“

Lauterbach glaubt zwar, dass die derzeit gestoppte Belieferung Europas mit dem Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson wieder aufgenommen wird. Bei sechs Personen war nach dem Impfen die seltene Sinusvenenthrombose aufgetreten. Ähnliche Probleme gab es bereits beim Impfstoff von Astrazeneca, der deshalb nur noch älteren Menschen verabreicht werden darf. Wenn auch „Johnson & Johnson nur an über 60-Jährige verimpft wird, haben wir bei den unter 60-Jährigen ein Mengenproblem“, sagte Lauterbach.

Weniger Hoffnung setzt der SPD-Politiker in den russischen Sputnik-V-Impfstoff, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie die Landesregierungen von Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern beschaffen wollen. „Sputnik könnte ähnliche Nebenwirkungen zeigen wie Astrazeneca und Johnson & Johnson“, sagte Lauterbach, der sich selbst kürzlich mit Astrazeneca impfen ließ. Alle drei seien Vektorimpfstoffe. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Vektorproblem ist, die ist relativ groß.“