Auf einer russischen Militäruniform ist der Nachname eines Soldaten auf Kyrillisch zu lesen. Russland rekrutiert Soldaten jetzt per Stellenausschreibung.
Auf einer russischen Militäruniform ist der Nachname eines Soldaten auf Kyrillisch zu lesen. Russland rekrutiert Soldaten jetzt per Stellenausschreibung. dpa/Ukrinform

Immer wieder betont der russische Präsident Wladimir Putin, dass die Armee, die in der Ukraine kämpft, aus professionellen Militärs und Vertragssoldaten besteht. Dass das stimmt, daran besteht schon lange großer Zweifel. Zweifel, der jetzt genährt wird. Denn laut BBC sucht Russland Kämpfer für den Krieg – per Stellenausschreibung! In 10 bis 15 Tagen sollen die Neu-Soldaten dann an die Front geschickt werden.

Seit Anfang März wurden auf den eigentlich rein zivilen russischen Jobsuchseiten HeadHunter und SuperJob Tausende von Stellenangeboten für unter „Vertrag stehendes Militärpersonal“ ausgeschrieben. Normalerweise werden dort ziemlich „friedliche“ Stellen ausgeschrieben: Buchhalter, Sekretärinnen, Manager und Programmierer.

Große Verluste im Krieg gegen die Ukraine

Traditionell werden Soldaten nicht über Online-Anzeigen rekrutiert, sagte ein Militärexperte, der anonym bleiben will. „Normalerweise lief alles über die Militärregistrierungs- und Rekrutierungsämter, über Rekrutierungszentren“, erklärte er.

Doch vor dem Hintergrund großer Verluste der russischen Armee, über die in den Medien berichtet wird und die auch auf offizieller Ebene bereits anerkannt wurden, findet nun eine aktive Suche nach neuen Soldaten statt.

„Wir haben erhebliche Verluste bei den Truppen, und das ist eine große Tragödie für uns“, gab der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, vergangene Woche in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender Sky News zu.

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Wladimir Putin bei einer Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten in Moskau
Wladimir Putin bei einer Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten in Moskau Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin via AP/dpa

Werden die Truppen jetzt mit blutigen Anfängern aufgefüllt? BBC machte den Test, rief bei gleich mehreren potenziellen Arbeitgebern an. Die Anrufer gaben sich als 25-jähriger Schüler aus, dem es nichts ausmachen würde, in naher Zukunft in die Ukraine zu gehen.

Meistens erkundigten sich die potenziellen Arbeitgeber nach der Erfahrung im Militärdienst und klärten die Einzelheiten der Biografie. Es folgte eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch – am nächsten Tag persönlich, auch wenn es ein Wochenende war.

Neu-Soldaten sollen nach 10 bis 15 Tagen in den Krieg ziehen

An mehreren Stellen teilten sie dem „potenziellen Soldaten“ mit, wo er seinen Dienst leisten und wie schnell er im Kampfgebiet sein würde. „Innerhalb von höchstens 10 bis 15 Tagen werden Sie vollständig als Vertragssoldat formalisiert. Ein Kurzzeitvertrag dauert 3 Monate bis 6 Monate. Und Sie gehen direkt dorthin“, hieß es in einem Bewerbungsgespräch.

In den Stellen für die Rekrutierung des Militärs sprachen sie meistens von kurzfristigen Verträgen. Solche Verträge sind nach russischem Recht „in Notfällen“ möglich. Der Standard-Erstvertrag für den Militärdienst hat eine Laufzeit von zwei bis fünf Jahren. Ist aus russischer Sicht der Notfall also schon eingetroffen? Gehen Putin die Soldaten aus?