Studie zu geplanten Entlastungen

Gaspreisbremse: Das meiste Geld verheizt die Ampelkoalition an Wohlhabende!

Drei Viertel der benötigten Milliarden werden an die Mittelschicht und an Besserverdiener ausgezahlt.

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Die Gaspreisbremse drosselt die Heizkosten für Mieter. Um noch mehr zu sparen, können sie die Wand hinter einem Heizkörper mit Dämmstoffplatten isolieren.
Die Gaspreisbremse drosselt die Heizkosten für Mieter. Um noch mehr zu sparen, können sie die Wand hinter einem Heizkörper mit Dämmstoffplatten isolieren.dpa/Christin Klose

Wer profitiert am meisten von staatlichen Hilfen und Subventionen? Gutverdiener oder ärmere Haushalte? Wissenschaftler haben simuliert, wem die geplante Gaspreisbremse vor allem zugute kommt.

Und wie Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln befürchten, wären das in beträchtlichem Umfang die Mittelschicht und Besserverdiener! Zwar würden arme Haushalte und die untere Mittelschicht gemessen an ihren Einkommen prozentual am stärksten entlastet, doch in absoluten Zahlen würden etwa drei Viertel der benötigten Milliarden an die darüberliegenden Einkommensgruppen fließen, so die Ökonomen in einer Studie im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw).

Drei Viertel der gezahlten Milliarden bekommen Mittelschicht und Gutverdiener

Da die Ausgestaltung der Gaspreisbremse noch nicht genau feststeht und auch die Gaspreise sich im Laufe des kommenden Jahres noch ändern werden, beruhen die Rechnungen des IW Köln auf Annahmen. In einer Beispielrechnung wurde ermittelt, welche Verteilungswirkung die Gaspreisbremse in diesem Jahr haben würde, wenn es diese schon gäbe.

Für einen Grundverbrauch bis 8000 Kilowattstunden Gas im Jahr unterstellten die Wissenschaftler dafür einen gedeckelten Preis von 7,5 Cent je Kilowattstunde, darüber hinaus einen durchschnittlichen Marktpreis von 15,2 Cent. Laut Simulationsrechnung des IW würde eine Gaspreisbremse unter den genannten Annahmen Kosten von 11,7 Milliarden Euro verursachen, wovon knapp 2,9 Milliarden an arme Haushalte und die untere Mittelschicht fließen würden.

Ärmere werden prozentual höher entlastet

In Relation zum durchschnittlichen Haushaltseinkommen wäre die Entlastung der unteren Einkommensschichten laut IW Köln dennoch höher. Haushalte der oberen Mittelschicht würden im Schnitt um ein halbes Prozent ihres Nettoeinkommens entlastet, armutsgefährdete Haushalte dagegen um etwas mehr als ein Prozent.

Im kommenden Jahr werden die tatsächlichen Gaspreise für die allermeisten Haushalte allerdings über den angenommenen 15,2 Cent liegen. Nach den derzeitigen Plänen der Bundesregierung für die Gaspreisbremse sollen private Haushalte für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs einen garantierten Bruttopreis von zwölf Cent pro Kilowattstunde zahlen. Die Studienautoren merken außerdem an, dass die Gaspreisbremse mit einer „deutlichen Minderung der Energiesparanreize“ einhergehen dürfte.

Abgesehen von den Auswirkungen verschiedener Entlastungsmaßnahmen für die Bürger hat das Institut auch die Folgen des rasanten Energiekostenanstiegs für die Industrie geschätzt. Für das verarbeitende Gewerbe könnten die gestiegenen Preise in diesem Jahr Mehrkosten von 60 Milliarden Euro bedeuten, heißt es in dem Papier – unter der Annahme, dass die Unternehmen Energieverbrauch und Produktion nicht einschränken.

Hohe Energiekosten könnten Job-Kahlschlag bringen

Die Wissenschaftler sehen aber Anzeichen, dass viele Unternehmen ihre Produktion bereits gekürzt haben. „Angesichts der hohen Preise sind die Produktionskosten so stark gestiegen, dass hiesige Unternehmen im internationalen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig anbieten können“, schreiben die Autoren.

„Weiter steigende Preise oder sogar eine Rationierung der Gasversorgung können die Industrie so stark unter Druck setzen, dass nicht alle Unternehmen die Produktion werden aufrechterhalten können“, warnte der Hauptgeschäftsführer der vbw, Bertram Brossardt. „Dies wird sich dann auch in der Wertschöpfungskette durchschlagen und Arbeitsplätze bedrohen.“