Protest mit Trabbi: Im April hatte es auf der Oberbaumbrücke eine Metaller-Demo für die Arbeitszeitangleichung gegeben.
Protest mit Trabbi: Im April hatte es auf der Oberbaumbrücke eine Metaller-Demo für die Arbeitszeitangleichung gegeben. dpa/Christophe Gateau

Für rund eine Viertelmillion Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie im Osten rückt die Angleichung ihrer Arbeitszeit an den Westen ein Stück näher. Die Tarifpartner haben eine Öffnungsklausel für die Flächentarifverträge in Berlin-Brandenburg und Sachsen unterzeichnet. Damit könnten nun in den einzelnen Betrieben jeweils entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen werden, um die Arbeitszeit schrittweise zu verkürzen. Bislang sehen die Flächentarifverträge im Osten eine 38-Stunden-Woche vor, im Westen einschließlich des Berliner Westteils beträgt die Regelarbeitszeit der Branche 35 Stunden.

Die Regelarbeitszeit flächendeckend zu ändern war auch bei den jüngsten Tarifverhandlungen im Frühjahr trotz zahlreicher Warnstreiks nicht gelungen. Stattdessen einigten sich beide Seiten darauf, im Juni einen tariflichen Rahmen zu vereinbaren, innerhalb dessen Lösungen auf der Betriebsebene gefunden werden können.

Kürzer arbeiten, dafür auf Zeit weniger verdienen

Dieser Rahmen wurde jetzt ausgehandelt und sieht vor, dass in den einzelnen Betrieben von den dortigen Betriebsräten und Arbeitgebern vom kommenden Jahr ab eine stufenweise Absenkung der Arbeitszeit vereinbart werden kann. Dafür soll eine zeitlich befristete „Teilkompensation“ möglich werden: Beschäftigte müssten dann für einige Zeit beispielsweise auf einen Teil ihres Weihnachts- oder Urlaubsgelds verzichten.

„Man verzichtet eine Zeit lang auf einen Teil der Leistung und ab einem bestimmten Zeitpunkt X besteht der Anspruch dann wieder zu 100 Prozent“, sagte Birgit Dietze, IG-Metall-Bezirksleiterin für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Birgit Dietze. Den Verhandlungsergebnissen in den Betrieben müssten am Ende Gewerkschaft und die Arbeitgeberverbände zustimmen. Die nun gefundene tarifliche Regelung habe bis Ende 2023 Bestand.

Einige Firmen steuern schon die 35-Stunden-Woche an

Schon jetzt sei in einigen Betrieben eine stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche umgesetzt worden, darunter bei VW Sachsen, dem Autozulieferer SAS im sächsischen Meerane sowie ZF in Brandenburg an der Havel, erklärte Dietze. Sie gehe davon aus, dass künftig für etwa 80 Prozent der Beschäftigten im Ostteil Berlins, in Brandenburg und Sachsen entsprechende Betriebsvereinbarungen getroffen werden könnten:  „Einige stehen bereits in den Startlöchern, um zu verhandeln.“

Die Arbeitgeberverbände für Berlin, Brandenburg und Sachsen bezeichneten die Einigung mit der IG Metall am Montag als Durchbruch. „Die Betriebe erhalten die Möglichkeit, im Rahmen des Flächentarifvertrages auf ihren Bedarf hin zugeschnittene Arbeitszeitregelungen zu vereinbaren“, teilte der Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Berlin und Brandenburg (VME), Stefan Moschko, mit. „Hiermit wird gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Flächentarifvertrages geschaffen.“