Freiheit für Mund und Nase? Spahn denkt an schrittweise Abschaffung der Maskenpflicht
Wissenschaftler sind skeptisch: Vor einem Jahr schien die Pandemie erledigt zu sein, und dann wurde es katastrophal.

Es wird heiß, und schon deshalb geht vielen der „Schnuten-Pulli“ auf die Nerven. Vor allem aber auch, weil die Corona-Inzidenz in Deutschland kontinuierlich sinkt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht deshalb die Möglichkeit, die Maskenpflicht schrittweise abzuschaffen.
In einem Interview sagte der Minister, in einem ersten Schritt könne die Pflicht draußen komplett verschwinden, in einem zweiten in Gegenden mit sehr niedriger Inzidenz und hoher Impfquote auch in Innenräumen. Er bleibe aber dabei: „Als Empfehlung bleibt in jedem Fall eine einfache Regel: im Zweifel mit Maske – besonders beim Reisen und bei Treffen in Innenräumen. Mehr Sicherheit gibt es nur, wenn alle Anwesenden entweder geimpft oder regelmäßig getestet sind.“
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Die Maskenpflicht wie in Dänemark (dort mit der Ausnahme für Bus- und Bahnnutzer, wenn sie stehen) sofort und ganz zu streichen, wie es FDP und AfD verlangen, trifft aber auf Ablehnung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Alexander Dobrindt, Chef der CSU-Landesgruppe in der Unionsfraktion, wollen sie in Innenräumen zunächst erhalten.
Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte bereits die Bundesländer aufgefordert zu klären, ob und wo die Pflicht noch notwendig sei. Insbesondere für Schüler in den Klassen sei sie eine Belastung. Der Lehrerverband ist für weiteres Maskentragen: Das Virus sei noch da, erst die halbe Lehrerschaft sei komplett geimpft. Insgesamt sind 26 Prozent der Deutschen vollständig, 48 Prozent teilweise immunisiert.
Verschiedene Wissenschaftler warnen ebenfalls: Ohne Masken gerade in Innenräumen könnte die Pandemie insbesondere durch Virus-Mutationen wieder aufflammen, auch, weil die Testpflicht bereits weitgehend weggefallen sei.

Es war schon einmal wunderbar, und dann wurde es furchtbar
Die 7-Tage-Inzidenz lag laut Robert Koch-Institut zuletzt bei 16,6 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner. Kein Landkreis liegt mehr über 100. Binnen 24 Stunden gab es nur noch 549 Ansteckungen und zehn Covid-19-Tote. Am 14. Juni 2020, vor genau einem Jahr, lag die Inzidenz aber bei 2,4, es gab lediglich 247 Neuansteckungen und sechs Tote. Wie es dann im Dezember und Januar aussah, ist bekannt ...