Frankreich trauert um enthaupteten Geschichtslehrer
Samuel P. (47) hatte seinen Schülern umstrittene Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt.

Paris - Nach der Ermordung des Geschichtslehrers Samuel P. (47) in einem Pariser Vorort steht Frankreich unter Schock. Das Opfer der Terror-Attacke wurde auf offener Straße enthauptet. Die Polizei nahm aus dem Umkreis des Täters Abdullah A. (18) neun Menschen in Gewahrsam. Der Angreifer selbst war bereits am Freitag von der Polizei erschossen worden.
Täter soll „Allahu Akbar“ gerufen haben
Die grausame Tat hatte sich am Freitagnachmittag im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ereignet. Präsident Emmanuel Macron machte sich noch am Abend zum Tatort auf. Er war sichtlich erschüttert, sprach von einem islamistischen Terrorakt. Laut Zeugen soll der Angreifer „Allahu Akbar“ (auf Arabisch: „Gott ist groß“) gerufen haben. Er sei mit einem Messer und einer Softair-Pistole bewaffnet gewesen, so die Staatsanwaltschaft. In der Nähe des Tatorts fand die Polizei zudem ein rund 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer.
Das Opfer Samuel P. hatte zahlreiche Wunden am Oberkörper und Kopf und wurde enthauptet aufgefunden, wie Staatsanwalt Jean-François Ricard am Sonnabend sagte. Der Lehrer sei gerade auf dem Weg nach Hause von der Schule gewesen. Der Täter habe ihm aufgelauert.
Lehrer wurde schon länger bedroht
Der Staatsanwalt führte aus, dass dem Angriff bereits Drohungen gegen den Lehrer und die Schule vorausgegangen waren. P. hatte Anfang Oktober im Rahmen der Debatte über Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ im Unterricht entsprechende Zeichnungen gezeigt. Daraufhin veröffentlichte ein Vater Posts in sozialen Netzwerken, beschwerte sich bei der Schulleitung und machte gegen den Lehrer mobil.
Der Angreifer postete nach der Tat ein Foto des verstorbenen Opfers im Netz. „Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es gewagt hat, Mohammed herabzusetzen“, zitierte der Staatsanwalt aus dem Tweet. Die Ermittler gehen von einem terroristisch motiviertem Angriff aus.
Angehörige des Täters in Gewahrsam
Die Polizei nahm neun Menschen in Gewahrsam: Es soll sich um Angehörige des Täters handeln, aber auch um den Vater eines Schülers. Angreifer A. war ein Tschetschene, der 2002 in Moskau geboren wurde. Er habe seit dem Frühjahr einen Flüchtlingsstatus in Frankreich gehabt und sei vor der Tat nicht geheimdienstlich aufgefallen, so die Justiz.
Aus Regierungskreisen heißt es, dass eine nationale Gedenkfeier für den ermordeten Lehrer geplant sei. Das Datum stehe allerdings noch nicht fest.