Auf der Insel Lesbos vor der Küste der Türkei  müssen Kinder in derlei Zelten hausen.
Auf der Insel Lesbos vor der Küste der Türkei müssen Kinder in derlei Zelten hausen.
Foto: dpa

Berlin/Athen - Deutschland will in der kommenden Woche die ersten 50 Kinder – vorwiegend Mädchen – aus Flüchtlingslagern auf griechischen Ägäis-Inseln aufnehmen. Das beschloss die Bundesregierung.

Die ersten zwei Wochen nach der Einreise werden sie in Corona-Quarantäne in Niedersachsen verbringen. Anschließend sollen sie auf mehrere Bundesländer verteilt werden.

Innenministerium: Wollen 300 weitere Minderjährige aus Griechenland aufnehmen

Außer Deutschland ist wegen der Corona-Seuche derzeit nur Luxemburg ebenfalls bereit, Kinder unter 14 Jahren zu beherbergen, die ohne Eltern in den überfüllten Lagern leben oder krank sind. Das kleine Luxemburg will ein Dutzend Kinder aufnehmen.

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Weitere Staaten, die ursprünglich Hilfe zugesagt hatten, machen den Zeitpunkt der Aufnahme jetzt von einem Rückgang der Zahl der Corona-Infizierten abhängig. Deutschland will laut Innenministerium in nächster Zeit noch rund 300 weitere Minderjährige aus Griechenland aufnehmen.

Der Koalitionsausschuss von Union und SPD hatte im März beschlossen, einen Teil der bis zu 1500 Kinder nach Deutschland zu holen und zu betreuen, die aufs EU-Festland kommen sollen. Auch Frankreich, Portugal, Irland, Finnland, Kroatien, Litauen, Belgien und Bulgarien waren dazu bereit.

Pro Asyl fordert komplette Räumung der Lager

Die Zusage von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sei „überfällig und zugleich ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne).

Um eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verhindern, sollten die Lager auf den Inseln nach Ansicht von Pro Asyl komplett geräumt werden. „Es ist abwegig, hierzulande die Seuche einzudämmen und dann wissentlich deren Ausbreitung an anderen Orten in der EU zuzulassen“, sagte Günter Burkhardt von der Flüchtlingsrechte-Organisation.

Aktuell halten sich rund 39.700 Migranten und Flüchtlinge auf den Ägäis-Inseln auf. In den vergangenen drei Monaten hatten die Behörden rund 11.000 Menschen auf das Festland gebracht, vor allem Kranke und Menschen, die gute Chancen auf Asyl oder Flüchtlingsschutz in der EU haben. (mit dpa)