Fliegen mit Fritten-Fett: BP macht Flugzeugsprit aus altem Speiseöl
Der Treibstoff soll etwas weniger klimaschädlich sein, weil der „Bio“-Anteil nicht extra produziert werden muss

Ob's am BER dann nach Frittenbude riecht? Der britische Mineralöl- und Energiekonzern BP stellt im Emsland jetzt Flugzeug-Sprit mit Anteilen aus Speisefett-Resten her. Die Biorohstoffe stammen etwa aus Kantinen oder Gastronomiebetrieben, das Endprodukt entspricht Auto-Benzin mit pflanzlichen Anteilen.
Es geht um Fette und Öle zum Beispiel aus Fritteusen, Kochrückständen sowie Biomasse-Abfällen, erklärt ein Sprecher des Unternehmens, dass die Produktion in einer Raffinerie in Lingen am Montag aufnahm. Nach Angaben von BP ist es die erste Anlage dieser Art in Deutschland, mit der sich industriell verwertbare Mengen erzeugen lassen. Allerdings sind die Mengen der Bio-Rückstände überschaubar.
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Die verwendeten Fette und Öle sind meist pflanzlichen, teilweise tierischen Ursprungs. Sie werden in einem geschlossenen Verfahren bis zum zulässigen Anteil von 5 Prozent mit den Rohöl-Kohlenwasserstoffen für das normale Kerosin kombiniert. Bei der späteren Verbrennung ist der CO2-Ausstoß des Biokerosins zwar ähnlich wie im Fall rein fossilen Flugbenzins.
Der Abfall-Anteil am Sprit muss nicht extra erzeugt werden
Dennoch, so die Darstellung, sei die Gesamt-Klimabilanz besser sein, weil die Fettkomponenten schon zuvor im Stoffkreislauf waren. Anders als beim Anbau von Energiepflanzen wie Raps oder Soja für die Biosprit-Erzeugung sei das Problem der Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmitteln hier auch nicht akut, meinte ein BP-Vertreter. „Das ist kein Thema, weil die gebrauchten Kochfette und -öle bereits im Umlauf sind.“ So müssten zertifizierte Zulieferer der Biorohstoffe beispielsweise nachweisen, dass kein Palmöl enthalten ist.
Es gebe bereits Kunden für das Biokerosin. Europa-Vorstand und Raffinerieleiter Arno Appel erklärte, Airlines könnten den Flugkraftstoff mit Fettanteilen „ohne technischen Umbau sofort einsetzen“. Der britische Konzern peilt damit einen globalen Marktanteil von gut einem Fünftel an.
Erst im Oktober war im westlichen Niedersachsen eine andere Anlage für eine bessere Ökobilanz der Luftfahrtbranche von der damaligen Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) eröffnet worden.
Das Projekt der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation Atmosfair in Werlte befasst sich jedoch mit der Herstellung synthetischen Kerosins, das am Ende komplett klimaneutral sein soll. Dabei reagieren Kohlenstoff (aus dem CO2 der Luft oder Abfällen) und Wasserstoff (mit Ökostrom gewonnen) zu „künstlichem“ Kraftstoff. Die Produktionsmengen sind hier aber auch hier noch relativ gering. Erster Kunde ist die Lufthansa, beliefert wird der Flughafen Hamburg.
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Die großen Öl- und Gaskonzerne wollen alternative Kraftstoffe und den Einstieg in eine Wasserstoffwirtschaft zu einer weiteren Säule machen. Sie tun dies, um die CO2-Lasten aus Förderung und Verbrennung fossiler Rohstoffe zu senken – parallel dazu verlangen allerdings auch immer häufiger Investoren, nachhaltige Geschäftsmodelle aufzubauen.