Ex-Vize-Premier rechnet mit Putin-Russland ab: „Ihr habt alles verkackt“
Alfred Koch war einst Vize-Ministerpräsident von Russland. Nach einem Jahr des Angriffs auf die Ukraine rechnet er bitter mit Putin und Co. ab.

Einst war Alfred Koch unter Boris Jelzin Ministerpräsident von Russland, heute rechnet er bitte mit dem Land und dem Putin-Regime ab. „Ihr habt alles verkackt“, schrieb der 62-Jährige in einem viel beachteten Post auf Telegram über Putins Russland und holte kräftig in alle Richtungen aus.
Der russische Ex-Premier teilt deftig gegen sein früheres Heimatland aus. Besonders Putin und seine Gefolgschaft beschreibt Alfred Koch mit harten Worten. „Alles, was Putins herrschende Klasse repräsentiert, von ihm selbst bis zum letzten FSB-Mann, ist der letzte Dreck der Menschheit. Nur Müll und Abschaum“, so Koch. Das Land könne genauso gut „von Schweinen und Schafen“ regiert werden.
Koch: Putin-Russland hat viel Geld ausgegeben, um eigene und andere Leute zu töten
Er schreibt auch, dass die russische Armee mit ihrem Krieg nichts erreiche. Stattdessen habe Putin-Russland „viel Geld ausgegeben und Hunderttausende ihrer eigenen Leute und anderer Leute getötet“. Der Krieg sei sinnlos und bringe weder Russland noch sonst jemand etwas außer Leid.

Alfred Reingoldowitsch Koch
Alfred Reingoldowitsch Koch, dessen Vater Russlanddeutscher war, regierte Russland unter Präsident Boris Jelzin 1997 als Vize-Ministerpräsident mit. Er kennt auch das System Putin. Er arbeitete unter Putin in der Medienholding des staatlichen russischen Gaskonzerns Gasprom. Er verließt die Medienholding als klar wurde, dass das Putin-Regime damit unabhängige Sender unter seine Kontrolle brachte. Später verließ er Russland und bat um Asyl in Deutschland. Kurz darauf wurde sein Freund, der Kreml-Kritiker Boris Nemzow, in der Nähe des Kremls ermordet. Heute lebt Koch in Bayern und hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Er kritisiert seit langem das System Putin Und die Entwicklung Russlands.
„Die lächerlichen territorialen Gewinne, mit denen sie ihre Bürger trösten, können nicht einmal einen klinischen Idioten beeindrucken“, schreibt Koch verbittert. „Sie sind totale Ruinen, Haufen von kaputtem Kriegsgerät und endlose Minenfelder, deren Räumung nun Jahrzehnte dauern wird.“ Koch bezieht sich damit auf die schwer zerstörten Landschaften in der Ukraine, von denen Russland nach einer Eroberung nicht einmal profitieren könne, weil sie alle schwer zerstört sind.
„Russland ist ein kleines, mittelmäßig entwickeltes Land mit schlechter Infrastruktur“
Zudem gibt er an, dass es Unmengen an Geld und Soldaten kosten würde, die Eroberungen zu verteidigen, denn niemand erkenne die russische Besatzung darüber an. Statt Geld in das eigene Land zu stecken, habe Putins Regime das Geld veruntreut und in aberwitzuge Projekte und das Militär gesteckt. Das bittere Fazit über den Zustand des Landes: „Russland ist ein kleines, mittelmäßig entwickeltes Land mit schlechter Infrastruktur und einer archaischen Wirtschaft.“
Auch die Russen selbst kommen in der Analyse von Koch schlecht weg. Die Menschen in Russland seien „größtenteils schlecht gebildet“ und schlecht qualifiziert. Durch ein Jahrhundert der Unterdrückung habe empfinden die Russen „Mitgefühl und Barmherzigkeit“ nicht einmal mehr für ihre Kinder und Eltern.

Die jahrelange Propaganda habe die Menschen verdorben. Alfred Koch appelliert an die Menschen zu gehen. „Hört sofort auf und verschwindet. Ihr alle! Sowohl die Soldaten als auch die Zivilisten, die sich als Russen betrachten“, schreibt der Premier in dem Post. „Damit retten ihr Leben. Euer eigenes und das von anderen Menschen.“
Düstere Zukunft für Russland in den Fängen Chinas
Koch zeichnet dabei ein düsteres Bild der Zukunft Russlands, denn das Land werde den Krieg verlieren. „Und was nun kommt, wird eine schreckliche Niederlage für die russische Armee sein. Und eine große Anzahl von Särgen, die nach Russland überführt werden“, sagt Koch. Zumindest hier hat Koch bereits jetzt Recht. Denn Experten gehen von Verlusten von mehr als 200.000 Russen in der Ukraine aus. Davon bereits mehr als 100.000 Tote.
Und auch für die Zeit nach dem Krieg sieht Koch schwarz. Russland habe sich mit dem Krieg völlig isoliert. „Das Leben einer ganzen Generation von Russen wurde die Toilette hinuntergespült und wird sich nun in erbärmliches Überleben und ohnmächtigen Neid auf den Rest der Menschheit verwandeln“, so Koch in den Text.

Statt wie von Putin behauptet ein freies Land zu sein, dass sich dem Westen widersetzt, begebe sich Russland in die Fänge Chinas. „Und ihr müsst erst noch herausfinden, wie es ist, in den Fängen Chinas gefangen zu sein.“ Russland sei selbst zu klein, bilde kein Machtzentrum mehr.
Alfred Koch glaubt an einen Sieg der Ukraine im Krieg mit Russland
Koch stimmt hier mit den Einschätzungen vieler Politikexperten überein. Das Land habe außer Rohstoffen und Atomwaffen nicht viel zu bieten. Auch US-Präsident Barack Obama nannte Russland einst eine „Regionalmacht“ – was in Russland auf bittere Kritik stieß.
Dennoch betont Koch, dass er sich weiter um die Russen sorge. Koch, der heute in Bayern lebt, habe viele gute Jahre in Russland verbracht. „Und um euch dafür zu danken, möchte ich euch Russen sagen, dass ich euch immer noch liebe. Und ich habe Mitleid mit euch. Und ich bitte euch: Hört auf mich, nicht auf Putin“, so der Ex-Ministerpräsident in der Rede, die auch auf Twitter von Dimitri Nabokoff vollständig vom Russischen ins Deutsche übersetzt wurde.
Er mache sich selbst jedoch keine Illusion, dass die Nachricht die Russen in Putins Russland erreichen werde. Er stehe fest auf der Seite der Ukraine und solidarisiert sich mit ihr. „Weil unsere Sache gerecht ist und der Feind deshalb vernichtet werden wird“, so Koch. Der Feind sei Putins Russland.