Wichtige Arzneimittel sollen zukünftig stärker in Europa produziert werden.
Wichtige Arzneimittel sollen zukünftig stärker in Europa produziert werden. Foto: dpa

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt auf finanzielle Anreize, um die Produktion wichtiger Arzneimittel zurück nach Europa zu holen. „Europa muss bei Arzneimitteln wieder unabhängiger von Asien werden“, erklärte Spahn nach einer Videokonferenz mit Amtskollegen aus anderen EU-Staaten.

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Zentrales Thema waren Arzneimittelengpässe während der Corona-Pandemie. Apotheker klagen zwar seit Jahren über Knappheit bestimmter Präparate. So war 2019 das Schmerzmittel Ibuprofen 800 kaum zu bekommen – wegen der Havarie in nur einem einzelnen Werk in den USA.Während der Corona-Krankheitswelle hat sich die Lage noch verschärft. Die meisten wichtigen Wirkstoffe werden aus Kostengründen in China oder Indien hergestellt.

Produktion nach Europa verlagern

In der Krise wurden Produktion und Transport schwieriger, auch wenn der Mangel an Masken und Schutzkleidung in der öffentlichen Wahrnehmung stärker auffiel. Hier gibt es bereits Ausschreibungen für neue Produktionslinien in Deutschland, um die Abhängigkeit von China zu mildern.

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Spahn will das Thema zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 machen. „Wir wollen neue Lieferketten aufbauen, brauchen mehr Transparenz über Lieferengpässe und mehr Qualitätskontrollen. Und wir wollen finanzielle Anreize setzen, um die Produktion wichtiger Wirkstoffe wieder nach Europa zu verlagern.“ EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, die Probleme müssten jetzt angegangen werden, um die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern oder Ländern zu verringern. Dazu kündigte sie eine Pharmazie-Strategie an.

Frage von Leben und Tod

Es werde dabei um Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und Nachschub-Sicherung gehen. „Patienten in
der EU, vor allem jene auf der Intensivstation, müssen die Medizin bekommen, die sie brauchen. Das kann eine Frage von Leben und Tod sein, von Schmerzen während der Behandlung oder der Chance, die nötigen Eingriffe physisch zu ertragen.“