Seine letzte Bilanz
Josef wurde Joe, und Joe baute Siemens um
Joe Kaeser, streitbarer Manager an der Spitze des deutschen Weltkonzerns

Foto: DAVIDS/Sven Darmer
München - Vor 40 Jahren fing Josef Käser bei Siemens an. Er wurde zu Joe Kaeser und zum Vorstandsvorsitzenden des Industriekonzerns, den er gründlich umgebaut hat. Am Donnerstag legte der 63-Jährige zum letzten Mal eine Bilanz des Unternehmens vor. Er hat es umgebaut wie kaum einer seiner Vorgänger. Es gibt eine Vielzahl von Unterkonzernen und Beteiligungen, die Produkte vom ICE über Computertomographen bis hin zu digitalen Systemen für die Industrie herstellen.
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Ein Abgang mit glänzenden Zahlen ist dem Bayern Kaeser wegen Corona nicht vergönnt. Doch er hat Siemens solide durch die Krise geführt. Rote Zahlen drohen nicht. Einen Jobabbau wegen Corona schließt Kaeser aus, zuletzt gab es sogar eine Prämie für die Mitarbeiter. Verkündet wurde sie von Kaeser selbst. Per Twitter. Kaum ein Chef eines Dax-Konzerns twittert auch so politisch. Er nimmt die Bundeskanzlerin Merkel gegen Kritik in Schutz, positioniert sich gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Dieses Engagement hat Kaeser auch Ärger eingebracht. 2019 erhielt er eine Morddrohung. Auch auf Kritik an Siemens reagierte er immer wieder über den Kurznachrichtendienst - mit geteiltem Erfolg. So rückten die Kritik an der Beteiligung am Kohleabbau in Australien erst so richtig ins Licht, nachdem Kaeser auf Twitter versprochen hatte, sich die Sache genauer anzusehen. Weil er den Vertrag dann doch erfüllte, hagelte es Kritik.
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1980 war Josef Käser in den Konzern eingetreten, als studierter Betriebswirt in den kaufmännischen Bereich. Sein Werdegang führte ihn über die USA, wo sein Vorname kürzer wurde und das dort unbekannte „ä“ dem „ae“ wich. 2006 wurde er Finanzvorstand, 2013 Vorstandsvorsitzender.
Kaeser, der gemocht werden will, wie Leute aus seinem Umfeld sagen, kann auch hart sein. Immer wieder gab es in seiner Zeit Stellenabbau-Programme. Birgit Steinborn, Vorsitzende des Gesamtbetriebsratsvorsitzende: „Besonders im Energiebereich kam es zu massiven Auseinandersetzungen um Arbeitsplätze und Standorte.“ Unter anderem in Berlin. Insgesamt habe man mit ihm aber „sachlich und auf Augenhöhe“ verhandelt. Auch für die IG Metall war Kaeser ein „harter, aber immer ein fairer und berechenbarer Verhandlungspartner“, sagt Jürgen Kerner, der für die Gewerkschaft im Aufsichtsrat sitzt.
Mit der Hauptversammlung im Februar soll der Wechsel zum Nachfolger Roland Busch vollzogen werden. Der führt das Unternehmen mit weltweit 385.000 Mitarbeitern schon weitgehend seit Oktober.