Mit den Händen über dem Kopf wird Jack Teixeira vor seinem Wohnhaus in North Deighton (Massachusetts) abgeführt.
Mit den Händen über dem Kopf wird Jack Teixeira vor seinem Wohnhaus in North Deighton (Massachusetts) abgeführt. WBZ via CBS/AFP

Der Nationalgardist aus Massachusetts, der streng geheime US-Militärdokumente insbesondere über die Lage in der Ukraine veröffentlicht haben soll, wollte schon seit früher Jugend zum Militär. In jüngster Zeit hatte sich Jack Teixeira jedoch desillusioniert darüber geäußert, dass er sich zur Armee gemeldet hatte.

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Der 21-Jährige wuchs in Dighton auf, einer ländlichen Gemeinde südlich von Boston mit  Einfamilienhäusern und kleinen Bauernhöfen.  Klassenkameraden sagten der Zeitung „The Boston Globe“, er habe das Militär verehrt und sich früh melden wollen. Besonders hätten ihn die Geschichte des Kriegs und Waffen interessiert. Schon ihn jungen Jahren habe Teixeira ein großes Sachbuch zu US-Militärflugzeugen und Rüstung gehabt, sagte John Powell dem „Globe“.

Zwar sei Teixeira in der Mittelschule gemobbt worden, dennoch sei der Jugendliche ein Optimist und ein „Schatz“ gewesen. Besonders zu seinem Stiefvater, einem Veteranen der Luftwaffe, habe er eine enge Beziehung gehabt. 

Klassenkameradin beschreibt Teixeira als stillen Einzelgänger

Seine Klassenkameradin aus der Oberschule, Kailani Reis, sagte, Teixeira sei „super still“ gewesen und habe auf sie einzelgängerisch gewirkt.  

Teixeira meldete sich laut Militärunterlagen im September 2019 zur Air National Guard, die für den Luftraum zuständig ist. 2020 machte er den Abschluss an der Oberschule.

Die Gerichtszeichnung zeigt Jack Teixeira vor dem Richter in Boston.
Die Gerichtszeichnung zeigt Jack Teixeira vor dem Richter in Boston. Margaret Small/AP

Während der Pandemie entwickelte Teixeira eine enge Beziehung zu Mitgliedern eines Chatrooms auf der Plattform Discord. Dort kam es laut Mitgliedern der Gruppe zu den Veröffentlichungen der geheimen Dokumente. Die Chat-App wird unter anderem von Videospielern genutzt.

Ein Mitglied der Chatgruppe, das anonym bleiben wollte, sagte der AP, Leute hätten dort über ihre Lieblingswaffen gesprochen und Memes sowie Witze verbreitet, manche davon rassistisch und antisemitisch. Auch über die russische Invasion in die Ukraine sei fortlaufend diskutiert worden. Ein Mitglied mit dem Nickname „the O.G.“ habe monatelang große Mengen geheimen Materials gepostet, sagte die Gewährsperson, die bestätigte, dass es sich bei O.G. um Teixeira gehandelt habe.

Angeblich war Teixeira vom Militär desillusioniert

Teixeira habe gerne über Waffen gechattet, sei gläubiger Christ und haben oft mit Mitgliedern der Gruppe gebetet. In den vergangenen Monaten sei Teixeira vom US-Militär zunehmend desillusioniert gewesen und habe Bedauern darüber geäußert, sich gemeldet zu haben. „Er hat sogar gesagt, er würde mich in den Hintern treten, sollte ich darüber nachdenken, mich zu melden“, sagte das Mitglied der Chatgruppe.

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Teixeira sei auch besorgt darüber gewesen, dass die Bundesregierung zu mächtig geworden sei. Warum sich Teixeira zur Nationalgarde gemeldet habe, wisse er nicht. Vermutlich habe er Geld fürs College gebraucht. Teixeira sei gut darin gewesen, Memes herzustellen. Photoshop habe er gut beherrscht. Teixeira sei nie wirklich ernst gewesen, er habe viel gelacht und gekichert.

Der Chat-Partner glaubt nicht, dass Teixeira die Dokumente durchgestochen habe, um die US-Regierung zu untergraben oder aus einem ideologischen Grund. Es habe sich wohl eher darum gehandelt, dass sich einige Nerds über etwas austauschen, Vergleiche ziehen und kleine Scherze darüber machen wollten. Letztlich „versuchen wir einfach, Spaß zu haben“, sagte er.

Niedriger Rang, aber mit Zugang zu Geheiminformationen

Kürzlich wurde Teixeira  befördert und einer Geheimdienstabteilung des Nationalgarde-Stützpunkts Otis Air zugeteilt. Damit wäre er trotz eines vergleichsweise niedrigen Rangs als „Airman 1st Class“ für die Pflege von Computernetzwerken mit Zugang zu geheimen Informationen verantwortlich gewesen. Seit Oktober 2021 arbeitete er in Vollzeit auf dem Stützpunkt in Massachusetts.

Rechte Politiker lobten Teixeira bereits als jemanden, der die Regierung von US-Präsident Joe Biden vorführen und ein weiteres US-Engagement im Krieg in der Ukraine verhindern wollte. Die rechtsgerichtete Abgeordnete Marjorie Taylor Greene schrieb auf Twitter, Teixeira sei „weiß, männlich, christlich und gegen den Krieg. Das macht ihn für das Biden-Regime zu einem Feind.“

Teixeira war am vergangenen Donnerstag  von Spezialeinheit verhaftet worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige auf Discord eine ganze Reihe von US-Militärgeheimnissen verraten hat. Am Freitag erschien er erstmals vor Gericht. Der zuständige Bundesrichter ordnete an, dass er bis zu einer weiteren Anhörung am Mittwoch in Untersuchungshaft bleibt.