Britischer Premierminister vor dem Aus?
Enge Vertraute werfen hin: Es wird einsam um Party-Boris
Mehrere enge Berater von Boris Johnson haben die Downing Street verlassen. Ist es das versprochene Großreinemachen oder doch eher ein Rette-sich-wer-kann?

Nach den Rücktritten von gleich fünf Beratern wird es um den britischen Premierminister Boris Johnson in der „Partygate“-Affäre immer einsamer. Zwar lobten andere Vertraute des konservativen Regierungschefs die Abschiede am Freitag als Teil eines „Kulturwandels“. Kommentatoren sahen darin jedoch eher Anzeichen für den Anfang vom Ende des Premierministers. Es handle sich um einen „völligen Kollaps“ im Regierungssitz, zitierte die BBC am Freitag einen wichtigen konservativen Abgeordneten, der allerdings namenlos blieb.
Johnsons wichtigste politische Beraterin tritt ab
Besonders der Abgang seiner wichtigsten politischen Beraterin Munira Mirza dürfte den Premierminister ins Mark treffen. Die Chefin der politischen Abteilung galt als eine seiner engsten Vertrauten. Sie hatte Johnson seit seiner Zeit als Londoner Bürgermeister begleitet. Nun brachte ein scharfer persönliche Angriff auf Oppositionsführer Keir Starmer, bei dem sich der Premier einer in rechten Kreisen verbreiteten Verschwörungstheorie bediente, das Fass zum Überlaufen.
In ihrem Abschiedsschreiben forderte Mirza ihren bisherigen Chef auf, sich doch noch zu entschuldigen. „Es ist nicht zu spät für Sie, aber – es tut mir leid, das zu sagen – es ist zu spät für mich“, schrieb sie. Mit der 44-Jährigen verliere Johnson sein „Gehirn“, hieß es in London. 2020 hatte er selbst Mirza als eine der fünf einflussreichsten Frauen in seinem Leben bezeichnet.
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Ihr Rücktritt hinterlasse eine Riesenlücke, zitierte das Online-Portal Politico einen Regierungsbeamten. „Dies ist gewaltig.“ Namentlich nicht genannte Mitarbeiter von „Number 10“ erläuterten, dass Johnson sich nicht in einer derart desaströsen Lage befinden würde, wenn er mehr auf Mirza gehört hätte. „Ein Haufen unerfahrener oder unqualifizierter Leute scheint den unmittelbaren inneren Kreis zu bilden, und Nischenthemen überholen die wichtigsten politischen Angelegenheiten“, zitierte das Portal seine Quellen.
Die übrigen Kündigungen waren hingegen erwartet worden. So war Johnsons Büroleiter Martin Reynolds selbst in „Partygate“ verwickelt. Er hatte im Mai 2020 mit der Aufforderung „Bringt Euren eigenen Alkohol mit“ zu einer Lockdown-Feier im Garten der Downing Street eingeladen. Auch Stabschef Dan Rosenfield und Kommunikationsdirektor Jack Doyle kündigten. Inwiefern die Personalien freiwillig waren oder von Johnson erzwungen wurden, blieb zunächst offen.
Am Freitag berichtete das gut vernetzte konservative Blog Conservative Home, mit Elena Narozanski – zuständig für Frauen- und Gleichstellungspolitik, das Kulturministerium und Extremismus – habe eine weitere Beraterin ihren Abschied eingereicht. Johnson-Vertraute mühten sich, das Personalkarussell als Zeichen des Durchgreifens zu verkaufen. „Nun übernimmt der Premierminister das Kommando“, sagte Energie-Staatssekretär Greg Hands dem Sender Sky News. Ähnlich äußerten sich mehrere Tory-Abgeordnete bei Twitter.
Endzeitstimmung im Regierungslager
Während der Corona-Lockdowns fanden in der Downing Street immer wieder Partys statt, bei denen Regeln gebrochen wurden. Johnson soll bei einigen auch selbst dabei gewesen sein. Ein Untersuchungsbericht wirft den Verantwortlichen Führungsversagen und Regelbrüche vor. Zudem ermittelt die Polizei. Einige Abgeordnete seiner eigenen Partei haben Johnson bereits schriftlich ihre Unterstützung entzogen. Der BBC zufolge sollen bereits 17 solche Briefe eingegangen sein – bei 54 käme es zu einem parteiinternen Misstrauensvotum.
Noch hat Johnson also offenbar viele Tory-Abgeordnete auf seiner Seite. Doch der Exodus der Berater zeigt nach Ansicht von Analysten, dass die Stimmung kippt. Bald werde nur noch Kater Larry mit dem Premier in der „Drowning Street“, der „Straße der Ertrunkenen“, wohnen, scherzten Twitter-Nutzer. Der Letzte möge bitte das Licht ausmachen, titelte die Daily Mail zu einem Foto Johnsons. Die Zeitung The Times zitierte ein Regierungsmitglied: „Es fühlt sich an wie das Ende. Alles fällt auseinander.“