Die steigenden Preise bringen immer mehr Deutsche finanziell in die Bredouille.
Die steigenden Preise bringen immer mehr Deutsche finanziell in die Bredouille. imago/Michael Gstettenbauer

Schon jetzt stöhnen viele Menschen unter den rasant gestiegenen Energiekosten, doch erst in Monaten werde die Preisschraube mit voller Wucht zuschlagen. Wen trifft die Kostenexplosion am meisten?

Denn längst nicht alle Bevölkerungsschichten sind gleichermaßen betroffen. Aus Sicht von Experten trifft der starke Anstieg der Energiepreise Rentner und Geringverdiener finanziell weit härter als Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Denn bei Letzteren übernimmt der Staat einen Großteil der Kosten, wie die Bundesagentur für Arbeit und der Deutsche Städtetag mitteilten.

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Jeder dritte Haushalt hat keine Ersparnisse

Nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW hat ein beträchtlicher Teil der arbeitenden Bevölkerung zudem keine finanziellen Reserven. „Jeder dritte Haushalt in Deutschland hat kein nennenswertes Erspartes, auf das er in diesen Krisenzeiten zurückgreifen kann, um die höheren Kosten für das Heizen oder die Lebensmittel abzudecken“, sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), in Berlin.

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Sozialhilfeempfänger bekämen die Kosten für Verpflegung und Unterkunft erstattet, sagte Hans Maier, der Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen. „Das ist nicht unsere größte Problemgruppe, sondern das sind die Menschen, die kein Wohngeld oder keine Sozialhilfe empfangen, zum Beispiel Rentner.“

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt, dass zu wenige Familien Erspartes haben.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt, dass zu wenige Familien Erspartes haben. imago/Jürgen Heinrich

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Menschen, die diese staatlichen Leistungen nach den Sozialgesetzbüchern II und XII beziehen, könnten die erhöhten Kosten bei Jobcenter beziehungsweise Sozialamt geltend machen, erklärte ein Sprecher des bayerischen Caritas-Landesverbands. Und diese würden in der Regel in tatsächlicher Höhe übernommen.

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Kostenexplosion trifft auch die Mittelschicht schwer

Bisher spüren viele Bürger den Anstieg der Energiekosten noch nicht in vollem Ausmaß. Das wird sich nach Einschätzung quasi aller Fachleute in den nächsten Monaten ändern. Der Gaspreis hat sich allein zwischen 2020 und 2021 im Jahresschnitt bereits verfünffacht, weitere Anstiege sind zu erwarten. Und abgesehen vom Gas dürften auch Lebensmittel, Strom und viele andere Dinge teurer werden.

„Der Anstieg der Energiekosten wird nicht nur die Schwellenhaushalte treffen, sondern auch den Mittelstand“, prophezeite deswegen Hans Maier, Direktor des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen. „Ich glaube, dass mehr Menschen die Vorauszahlungen, vielleicht auch irgendwann die Miete nicht mehr bezahlen können.“

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Schleichende Verschuldungswelle

Auf Dauer führe weniger Einkommen „erst in die Überschuldung und dann möglicherweise in die Privatinsolvenz“, sagte Frank Schlein, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Crif. Gerade für finanzschwache Haushalte werde sich die finanzielle Lage zuspitzen – „auch weil die finanziellen Reserven durch Einbußen in der Corona-Pandemie aufgebraucht worden sind“, sagte Schlein – etwa wegen Kurzarbeit. Crif erwartet in diesem Jahr bis zu 95.000 Verbraucherinsolvenzen, im nächsten Jahr mehr.