Ende der Isolationspflicht: Die Bundesländer legitimieren Rücksichtslosigkeit
Vor dem Winter die Isolationspflicht aufzuheben, sendet ein fatales Signal, findet unser Autor.

Nicht ganz drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie hat die viel beschriene „Normalität“ längst wieder Einzug in Deutschland gefunden. Nach Impf- und Durchseuchungskampagne der Bundesregierung scheint das Virus seinen Schrecken für viele verloren zu haben. Das zeigt sich auch im täglichen Leben: Der letzte Lockdown liegt weit zurück. Die Menschen gehen, sofern der Geldbeutel es zulässt wieder in die Kneipe, ins Stadion, in den Club, vielleicht sogar ins Kino – und sie gehen auch wieder zur Arbeit, ganz egal, ob sie gesund sind oder nicht.
Das zeigte jüngst eine Studie der Betriebskrankenkasse Pronova BKK. Demnach ging die Mehrheit der Deutschen im September krank zur Arbeit. 9 Prozent sogar mit einem positiven Corona-Test und damit mit dem Risiko Kolleginnen und Kollegen anzustecken.
Letzteres wollen die vier Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein nun legalisieren. Zwar soll es als Ausgleich eine Maskenpflicht für Corona-Positive geben, und „dringende Empfehlungen“, die Botschaft, die die Länder damit senden, ist angesichts einer zu erwartenden Winter-Welle und dem nach wie vor kaum erforschten Phänomen Long-Covid dennoch fatal.
Denn die bisher geltende 5-Tage-Isolation wurde, wie unter anderem die Studie zeigt, ohnehin nicht von allen eingehalten. Möglich war das, weil es zwar einen Strafenkatalog, aber zuletzt so gut wie keine Kotrollen gab. Dass diese Regelung trotzdem existierte, sendete aber dennoch die Botschaft von gegenseitiger Rücksichtnahme in die Republik.
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Diese wird nun von den vier Ländern torpediert. Rücksichtslose Menschen mit positivem Corona-Test bekommen nun den Segen der Politik, genauso weiter zu machen wie zuvor. Risikogruppen werden übergangen, ausgeklammert und durch diese Maßnahme aus dem öffentlichen Leben verdrängt.