In der abgelaufenen Woche hat Elon Musk Twitter für 44 Milliarden Dollar gekauft und sofort die Führungsriege gefeuert.
In der abgelaufenen Woche hat Elon Musk Twitter für 44 Milliarden Dollar gekauft und sofort die Führungsriege gefeuert. dpa/ZUMA Press Wire

Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk hat in dem Online-Dienst eine wüste Verschwörungstheorie zum Angriff auf den Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi weiterverbreitet. „Es gibt die winzige Möglichkeit, dass bei dieser Geschichte mehr dahintersteckt“, schrieb der Milliardär am Sonntag zu dem weitergeleiteten Link. Musk hat bei Twitter 112 Millionen Follower.  

Der Tweet von Musk ist mittlerweile gelöscht, der Link zu seiner Quelle aber funktioniert noch:

In der von Musk retweeteten „Meldung“ auf der Website „Santa Monica Observer“ wird ohne jeglichen Beleg gemutmaßt, dass Pelosi betrunken in einen Streit mit einem Mann geraten sein könnte, den er selbst ins Haus gelassen habe. Wegen homosexueller Liebe.

Die Polizei spricht dagegen eindeutig von einem Einbruch. Die Website „Santa Monica Observer“ ist auch dafür bekannt, dass sie 2016 schrieb, Hillary Clinton sei gestorben und durch eine Doppelgängerin ersetzt worden.

Paul Pelosi wurde schwer am Kopf verletzt

Der 82 Jahre alte Paul Pelosi war in der Nacht zum Freitag im Haus des Paars in San Francisco angegriffen und mit einem Hammer schwer am Kopf verletzt worden. Der Polizei zufolge verlangte der Angreifer, mit der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses sprechen. Nancy Pelosi war aber in Washington. Der Angreifer (42) wurde festgenommen. Ihm droht eine Anklage wegen versuchten Mordes.

Zum mutmaßlichen Motiv machten die Behörden zunächst keine Angaben. US-Medien fanden jedoch seine Online-Profile, wonach er sich für Verschwörungstheorien, Falschinformationen über die angebliche Gefahr von Corona-Impfstoffen sowie Trumps Lügen über Betrug bei der Präsidentenwahl 2020 interessierte.

Musk hatte mit seinem Tweet auf einen Post der demokratischen Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die einen Link zu einem Artikel über das Interesse des Angreifers an rechten Verschwörungstheorien getwittert hatte. 

Der neue Twitter-Eigentümer hatte als einen Grund für die Übernahme angegeben, dass dort die Redefreiheit zu sehr eingeschränkt werde. Zuletzt schrieb Musk allerdings in einem offenen Brief an Werbekunden, Twitter dürfe kein „Ort des Grauens“ werden, wo ohne Konsequenzen alles gesagt werden könne. Der Dienst müsse „warm und einladend für alle“ sein.

Musk kauft Twitter, sofort gibt es mehr Hasstiraden

Musk hatte oft kritisiert, bei Twitter werde die Redefreiheit zu sehr eingeschränkt. Das weckte Sorgen, bei Twitter könnte es unter seiner Kontrolle mehr Hass und Hetze geben. Die Bildung eines Inhalte-Rates könnte nun einen vorsichtigeren Kurs signalisieren.  Bobachtern fiel nach Vollzug der Twitter-Übernahme ein Anstieg von Tweets mit rassistischer Hassrede auf. Twitter zufolge kamen rund 50.000 solcher Tweets von nur 300 Accounts und man kämpfe dagegen an.

Nancy und Paul Pelosi.
Nancy und Paul Pelosi. AFP/Angela Weiss

Musk reagierte zugleich auf eine Beschwerde aus dem rechten politischen Spektrum, wonach Twitter im Sinne „der Linken“ zensiert werde. „Ich werde das prüfen“, schrieb er. Twitter solle keine der Seiten bevorzugen. Der Dienst fährt seit Jahren einen strikten Kurs gegen falsche Informationen zu Wahlen - und vor allem Trump-Anhänger sprechen von Zensur.

Musk solidarisierte sich zuletzt politisch mit der weiter von Trump beherrschten Republikanischen Partei. Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden seien zur „Partei der Spaltung und des Hasses geworden“, schrieb er im Mai bei Twitter.

Musk griff bei Tweets schon öfter daneben

Der Unternehmer (Tesla, Space X) überschritt bereits oft mit provokanten Tweets Grenzen. So sorgte er etwa im Februar für Empörung mit einem von ihm geteilten Post über den kanadischen Regierungschef Justin Trudeau. Neben einem Foto von Adolf Hitler stand in dem Tweet: „Hört auf mich mit Justin Trudeau zu vergleichen. Ich hatte einen Haushalt.“ Musk löschte den Tweet dann wieder.