US-Wahlkampf : Fliege wird TV-Star, Trump wird zur Zicke
Eine Fliege setzte sich auf den Kopf des Vizepräsidenten Pence. Trump lehnt virtuelles Duell mit Biden ab

Salt Lake City - Eine Fliege auf dem Schopf von US-Vizepräsident Mike Pence wurde der wahre Star der TV-Wahlkampfdebatte mit Senatorin Kamala Harris, die seine Nachfolgerin werden will. Minutenlang saß das Tier auf dem Kopf des Republikaners, was in den sozialen Medien mal lustig, mal höhnisch kommentiert wurde. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden ließ flugs ein Foto von sich twittern, auf dem er eine Fliegenklatsche hält, schrieb dazu: „Pitch in $5 to help this campaign fly.“ Ein Wortspiel, dass man fünf Dollar spenden solle, um seine Wahlkampagne zum Fliegen zu bringen. Unterdessen gibt es Zoff wegen des nächsten Trump-Biden-Duells - der Präsident zickt.

Beobachter waren einig, dass die Debatte trotz unterschiedlicher Meinungen recht gesittet ablief. Kein Vergleich zum Aufeinandertreffen von Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden, die vor allem seitens Trumps durch Unterbrechungen, Lügen und Beleidigungen geprägt war. Wenn Pence dazwischenredete, wurde Harris deutlich: „Herr Vizepräsident, jetzt rede ich.“
Harris griff die Trump-Regierung wegen ihrer Corona-Politik an - Covid-19 hat inzwischen über 210.000 Todesopfer in den USA gefordert: „Das amerikanische Volk ist Zeuge des größten Versagens einer Regierung in der Geschichte unseres Landes geworden. Es hat Opfer bringen müssen wegen der Inkompetenz dieser Regierung.“

Pence entgegnete, Trump habe „vom ersten Tag an“ die Gesundheit der US-Bürger an erste Stelle gestellt. Ohne die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen wären viel mehr Menschen ums Leben gekommen. Trumps Vize fiel damit auf, dass er Fragen ignorierte. So redete er bei einer Frage nach der Position zu Abtreibungen (er ist dagegen) darüber weiter, wie die Regierung Irans General Ghassem Soleimani mit einem Raketenangriff töten ließ.
Der älteste Präsident der US-Geschichte
Beide Kandidaten gaben keine klaren Antworten, wie ihre Absprachen mit den Präsidentschaftsanwärtern für eine Machtübergabe seien. Ein wichtiger Punkt: Trump ist 74 Jahre alt und an Covid-19 erkrankt, Biden ist 77. Jeder der beiden wäre bei Amtsantritt im Januar 2021 der älteste Präsident in der US-Geschichte. Pence ging erneut nicht darauf ein, ob Trump und er eine Wahlniederlage am 3. November akzeptieren würden. „Ich denke, wir werden diese Wahl gewinnen.“ Trump liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden.
Nach einer Blitzumfrage des Senders CNN schnitt Harris bei den Zuschauern besser ab als Pence, insbesondere bei den Frauen.
Trump lehnt Online-Debatte ab
Ob und wie das - für den 15. Oktober geplante - zweite von drei vorgesehenen Duellen von Trump und Biden abläuft, ist unklar. Trump will wegen einer Änderung des Formats gegen seinen Herausforderer Joe Biden nicht teilnehmen. „Ich werde meine Zeit nicht mit einer virtuellen Debatte verschwenden.“
Unmittelbar zuvor hatte die zuständige unabhängige Kommission CPD angekündigt, die Debatte werde aus Gründen des Gesundheitsschutzes nicht als persönliches Gegenüber stattfinden. Die beiden Kandidaten sollten demnach an unterschiedlichen Orten auftreten und online zusammengeschaltet werden. Moderator und Gäste hingegen sollten wie geplant in Miami im Bundesstaat Florida zusammenkommen.
Das Duell war zunehmend umstritten, weil Trump sich noch von einer Covid-19-Erkrankung erholt und bei dem Termin noch ansteckend sein könnte. Der Republikaner hatte das zurückgewiesen und erklärt, er freue sich auf das Duell. Der Demokrat Biden hingegen hatte angekündigt, dass Duell solle nicht stattfinden, falls Trump noch erkrankt beziehungsweise infektiös sei. Das dritte und letzte TV-Duell vor der Wahl am 3. November ist für den 22. Oktober geplant.