Russland hat mit dem Angriffskrieg die größte Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Bis heute ist die Mehrheit der Deutschen zu Hilfe bereit.
Russland hat mit dem Angriffskrieg die größte Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Bis heute ist die Mehrheit der Deutschen zu Hilfe bereit. Diego Herrera/dpa

Russland hat mit dem Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 die größte Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. In Deutschland leben aktuell laut Bundesinnenministerium rund 1,06 Millionen Menschen – vorwiegend Frauen und Kinder. Und selbst ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs ist die Solidarität der Deutschen mit den Flüchtlingen ungebrochen, obgleich mancherorts Wohnungen und Kita-Plätze fehlen. Auch die Sicht auf die gegen Russland verhängten Sanktionen hat sich nicht verändert.

So hatte das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim) die Teilnehmer ihrer Studie im vergangenen Monat gefragt, ob sie eine neuerliche Verschärfung dieser Sanktionen unterstützen würden – und zwar auch dann, wenn dies für sie mit Mehrkosten verbunden wäre. 62 Prozent der Befragten bejahten dies.

Mehrheit für schärfere Sanktionen gegen Russland

Wie bei der letzten Befragung im Juli 2022 sprachen sich auch diesmal die Anhänger aller Parteien mehrheitlich für härtere Strafmaßnahmen gegen Moskau aus – mit Ausnahme der Anhänger der AfD. Da stimmten nur 24 Prozent zu. Am höchsten ist die Bereitschaft zu verschärften Sanktionen dabei bei den Grünen-Wählern. Drei von vier Anhängern und knapp zwei Drittel der SPD-Anhänger wollen die Strafmaßnahmen verschärfen. Bei den Anhängern von CDU, CSU, FDP und Linkspartei wollen das jeweils rund 60 Prozent.

Eine Frau aus Charkiw trägt eine warme Mahlzeit, die sie von einer humanitären Organisation erhalten hat. 
Eine Frau aus Charkiw trägt eine warme Mahlzeit, die sie von einer humanitären Organisation erhalten hat.  Vadim Ghirda/dpa

Weiterhin sehr hoch ist auch die Bereitschaft der Bevölkerung in Deutschland, den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine materiell und praktisch zu helfen. 57 Prozent der Befragten können sich vorstellen, Geld zu spenden. Wenige Tage nach Kriegsbeginn war dieser Wert noch etwas höher gewesen (67 Prozent). Und knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) denkt ein Jahr nach Kriegsbeginn auch darüber nach, sich ehrenamtlich für Geflüchtete aus der Ukraine zu engagieren.

Immerhin 16 Prozent der Teilnehmer der Umfrage sind weiterhin bereit, geflüchtete Menschen aus der Ukraine vorübergehend zu Hause aufzunehmen. Der Wert hält sich seit Sommer konstant. Dass viele Privatleute in den ersten Kriegswochen ukrainische Flüchtlinge bei sich aufnahmen, trug damals dazu bei, die anfangs chaotische Situation in den Griff zu bekommen.

Hoffnung auf schnellen Frieden sehr gering

Eine breite Mehrheit von 67 Prozent wünscht sich nach einem Jahr ein Ende des Blutvergießens: Zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) sind einer YouGov-Umfrage nach für sofortige Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew. 21 Prozent sind dagegen, 12 Prozent machen keine Angaben.

Allerdings ist die Hoffnung, dass der Krieg bald enden könnte, verhältnismäßig gering. Nur 14 Prozent der Befragten rechnen mit einem Ende noch in diesem Jahr, 21 Prozent im nächsten. 42 Prozent glauben dagegen, dass der Krieg über 2024 hinaus dauern wird.

Die Ukraine und ihre Verbündeten sehen derzeit keine Grundlage für Verhandlungen, weil Russland nicht zu einem Rückzug aller Truppen aus der Ukraine bereit ist. 54 Prozent der Befragten in Deutschland meinen, dass die Ukraine auf jeden Fall bei einer Friedenslösung ihr komplettes Staatsgebiet zurückerhalten sollte.