Neue Biografie über Armin Laschet (CDU)
Ein fröhlicher Rheinländer will Kanzler werden
Chaos, Klüngel, Karneval: Die Autoren beschreiben den Politiker als nahbaren, aber auch launischen Typen.

Düsseldorf - Nahbar, Brückenbauer, Grünen-Versteher, aber auch schludrig und chaotisch – die erste Biografie über Armin Laschet (59) zeichnet ein ambivalentes Bild des Bewerbers um den CDU-Bundesvorsitz. Am Ende müssen die Leser entscheiden: Kann Laschet auch Kanzler?
Armin Laschet und Karl der Große: Als Verbindung zwischen dem Kaiser des Mittelalters und dem NRW-Ministerpräsidenten fällt einem eigentlich nur Aachen ein. Dass die Familie Laschets meint, direkt vom Frankenherrscher abzustammen, ist in der Laschet-Biografie „Der Machtmenschliche“ (Klartext Verlag, 25 Euro) nachzulesen. Der geborene Aachener Laschet hat in seinem Büro in der Düsseldorfer Staatskanzlei eine Karl-Büste stehen. Was Laschet auch mit dem Herrscher verbindet, ist das Streben nach Höherem. Der Politiker bewirbt sich um den CDU-Vorsitz – und gilt als möglicher Kanzlerkandidat.

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Wenige Monate vor dem entscheidenden CDU-Bundesparteitag legen Tobias Blasius und Moritz Küpper eine Laschet-Biografie vor. Sie fördern Kurioses zutage, etwa dass Laschet bei Peter Maffay einen lebenslangen Backstage-Pass hat und dass er als Junge ein Plakat der Polen-Gewerkschaft Solidarność im Zimmer hängen hatte.
Anhand von 60 Gesprächen mit Weggefährten sezieren die Autoren die holprige Polit-Laufbahn Laschets von Aachen über Bonn und Brüssel in die Düsseldorfer Staatskanzlei.
Kann Laschet Kanzler? Das ist die Frage. Durch Machtwillen wie einst Helmut Kohl zeichne er sich nicht aus. Ihm fehle die Härte einer Kanzlerin Angela Merkel. Vertraute sagen, Laschet fehle die Fähigkeit „zum Abservieren“.
Wer ist Armin Laschet? Er wächst behütet im Westen der BRD auf, in einer Großfamilie. Er ist Reihenhaus-Besitzer in seinem Geburtsort, verheiratet mit seiner Sandkastenliebe, vernetzt im Aachener Klüngel aus Kirche, Karneval und Jugendfreunden. Keine Lebensbrüche, sondern „fröhliche Kontinuität“.

Laschet ist ein mäßiger Schüler, bleibt in der 10. Klasse sitzen, studiert bis zum Ersten Jura-Staatsexamen. Ein „notorischer Optimismus“ steuere Laschet durch Niederlagen, heißt es im Buch. Und davon muss er einige einstecken: Er verliert im „Wahlkreis Karls des Großen“ 1998 sein Bundestagsmandat und wird EU-Parlamentarier.
2010 verliert er nach der Abwahl der CDU in NRW erst den Kampf um den Vorsitz in der Landtagsfraktion und dann gegen Norbert Röttgen den Vorsitz des CDU-Landesverbands. Erst bei der NRW-Neuwahl 2012 schlägt Laschets Stunde, als Spitzenkandidat Röttgen nach dem desaströsen CDU-Ergebnis auch von Merkel als Bundesminister abserviert wird.
Als erster Landesintegrationsminister Deutschlands wird Laschet prominent, aber auch als „Türken-Armin“ verspottet. Sein Schreibtisch gilt als „Bermudadreieck“. Höhepunkt des Chaos ist die Affäre um verschwundene Uni-Klausuren, die Laschet als Dozent der RWTH Aachen korrigieren sollte.

Laschet sei nicht nachtragend, aber oft fordernd mit Neigung zu launischen Ausbrüchen, so das Buch. Seine Schwäche: Er stecke sich ständig einen Zigarillo an.
„Er ist keine Machtmaschine“, schreiben die Autoren. Laschet warte ab, wolle Teamlösungen. Die wird es im Kampf um den Bundesvorsitz wohl nicht geben. Sein Freund Cem Özdemir (Grüne) sagt: „Er ist schon auch ein knallharter Polit-Profi, der weiß, in welche Schlacht man ziehen muss.“
Nun ist Laschets Kampfgeist geweckt, im Ringen um den CDU-Vorsitz die Konkurrenten Röttgen und Friedrich Merz zu besiegen. „Ja, er will ganz nach oben, er muss es aber wohl nicht“, bilanzieren die Autoren – und überlassen dem Leser die Antwort auf die Frage: „Reicht das?“ (mit dpa)
