
Ich komme oft an einem alten Jugendstilhaus in Friedenau vorbei, das an der Ecke Stubenrauchstraße und Odenwaldstraße steht. In den 16 Wohnungen könnten 50 Menschen wohnen. Doch seit 13 Jahren steht es leer. Ich sehe, wie der Verfall vorangeht. Wie kann so etwas sein, in Zeiten der Wohnungsnot?
Immer wieder trifft sich eine Anwohnerinnen-Initiative vor dem Geisterhaus, macht Druck auf Verwaltung, Bezirk und Senat. Sie haben das leere Haus „Flora“ getauft. Fenster stehen offen, die Türen sind verrammelt. Seit Mittwoch steht ein halbes Baugerüst vor dem Haus.
Das Haus gehört einer alten Dame aus Lankwitz, ihr gehören noch zwei Mietshäuser, die auch leer stehen. Am 1. Oktober sollte eigentlich ein Treuhänder die „Flora“ übernehmen. Er soll die dringenden Reparaturen einleiten, das Geld vorstrecken, die 16 Wohnungen vermieten, die Einnahmen verwalten und daraus die Reparaturen bezahlen. Und das Haus wieder seiner Besitzerin übergeben. Ein Novum in Berlin!
Für Anfang 2024 wird mit den ersten ernsthaften Bauarbeiten gerechnet
Laut Ingrid Schipper von der Nachbarschaftsinitiative Friedenau ist der Treuhändervertrag noch nicht fertig, es dauert wieder ein paar Wochen. Für Anfang 2024 rechnet Schipper mit den ersten ernsthaften Bauarbeiten.
Natürlich darf in Deutschland niemandem einfach so sein Eigentum weggenommen werden. Es stehen völlig zu Recht sehr hohe Hürden davor. Eine Lehre aus der Nazi-Zeit, als Juden enteignet wurden und ein gewaltiger Raubzug stattfand.
„Eigentum verpflichtet“, steht im Grundgesetz
Doch „Eigentum verpflichtet“, so steht im Grundgesetz, Artikel 14: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

