Die Halle des Paul-Löbe-Hauses: Gelinde schlauchförmig, aber groß genug für knapp 1500 Wähler des Bundespräsidenten.
Die Halle des Paul-Löbe-Hauses: Gelinde schlauchförmig, aber groß genug für knapp 1500 Wähler des Bundespräsidenten. imago/Eventpress

Raum ist in der kleinsten Hütte, aber manchmal reicht selbst ein Riesen-Haus wie das Reichstagsgebäude nicht: Der Plenarsaal ist zu klein, um die große Menschenmenge aufzunehmen, die am Sonntag den oder die Bundespräsidentin wählen soll. Deshalb wird nebenan im Paul-Löbe-Haus abgestimmt, das von einer gewaltigen Halle durchzogen wird. Es ist das Haus, das von der Spree aus nördlich des Reichstags aufs Bundeskanzleramt zielt.

Die Bundesversammlung – ein Gremium, das ausschließlich der Wahl des Staatsoberhaupts dient – ist in diesem Jahr so groß wie noch nie. 1472 Frauen und Männer gehören ihr an. Die Rekordgröße liegt daran, dass sie zu einer Hälfte aus allen Bundestagsabgeordneten besteht und zur anderen aus Menschen, die von den 16 Bundesländern entsandt werden – und seit der Wahl im September ist der Bundestag mit 736 so kopfstark wie nie, entsprechend musste auch die Zahl der Ländervertreter wachsen.

Aus den Ländern kommen nicht nur Politiker: Die Parteien können jeden beliebigen Bürger als Wahlfrau oder -mann entsenden, der allerdings vom jeweiligen Landesparlament bei einer Wahl bestätigt werden muss.

Nominiert wurden altgediente Politiker, um ihnen ein bisschen Ehre zu erweisen, aber auch Prominente, deren Glanz auf die Partei zurückfallen soll, die sie nominiert haben. Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel, vorgeschlagen vom Landtag in Mecklenburg-Vorpommern, wird den neuen Bundespräsidenten ebenso wählen wie der einstige Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Es wird fleißig gewerkelt, um die Halle des nahezu 200 Meter langen Paul-Löbe-Hauses für einen Tag zum Ort der Bundespräsidentenwahl zu machen.
Es wird fleißig gewerkelt, um die Halle des nahezu 200 Meter langen Paul-Löbe-Hauses für einen Tag zum Ort der Bundespräsidentenwahl zu machen. dpa/Wolfgang Kumm

Sie werden vielen guten Bekannten begegnen - eine ganze Riege früherer Ministerpräsidenten wird mitwählen: Edmund Stoiber und Horst Seehofer aus Bayern, Georg Milbradt und Stanislaw Tillich aus Sachsen, Bernhard Vogel, Dieter Althaus und Christine Lieberknecht aus Thüringen, Torsten Albig aus Schleswig-Holstein, Erwin Sellering aus Mecklenburg-Vorpommern, David McAllister aus Niedersachsen, Roland Koch aus Hessen, Matthias Platzeck aus Brandenburg, Eberhard Diepgen aus Berlin und Jürgen Rüttgers aus Nordrhein-Westfalen.

Mit dabei sind der Virologe Christian Drosten und die Biontech-Gründerin Özlem Türeci, Chemie-Nobelpreisträger Benjamin List, der  Astronaut Alexander Gerst, Fußball-Nationaltrainer Hansi Flick oder Nationalspieler Leon Goretzka, der Pianisten Igor Levit, die  Schriftstellern Saša Stanišić und Gaby Hauptmann, der Schlagersänger Roland Kaiser, die Schauspielerinnen Renan Demirkan und Sibel Kekilli, der Entertainer Bernd Stelter und die Berliner Dragqueen Gloria Viagra.

Vier Kandidaten treten zur Wahl an: Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier, getragen von den Ampelparteien und der Union, der parteilose Armen-Arzt Gerhard Trabert, aufgestellt von der Linken, der Ökonom Max Otte, den die AfD aufstellte (und den die CDU deshalb rausschmeißen will), und die Physikerin Stefanie Gebauer von den Freien Wählern.

Die Kandidaten: Frank-Walter Steinmeier, Stefanie Gebauer, Gerhard Trabert, Max Otte (v.l.)
Die Kandidaten: Frank-Walter Steinmeier, Stefanie Gebauer, Gerhard Trabert, Max Otte (v.l.) dpa

Alles deutet darauf hin, dass Steinmeier schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit von 737 Stimmen erringen wird und weitere fünf Jahre Präsident sein wird. Klappt das nicht, ist im zweiten Wahlgang die gleiche Mindestzahl an Stimmen nötig. Erst im dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit: Gewählt ist, wer die meisten Stimmen hat.

Wenig Brimborium bei der Bundespräsidentenwahl

Viel Brimborium gibt es bei der Wahl nicht: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) wird am Anfang eine Rede halten, dann werden alle Wahlleute namentlich aufgerufen und geben ihren Stimmzettel ab. Die Bundestagsverwaltung rechnet damit, dass das Auszählen eines Wahlgangs eine Stunde dauern wird. Der oder die Gewählte ergreift schließlich selbst das Wort.

Vereidigt wird das neue Staatsoberhaupt erst bei Amtsantritt vor den versammelten Mitgliedern des Bundestags und der Ländervertreter des Bundesrats.