Das Amazon Logistik-Zentrum in Frankenthal - Mitarbeiter sind an diesem Paketband keine zu sehen.
Das Amazon Logistik-Zentrum in Frankenthal - Mitarbeiter sind an diesem Paketband keine zu sehen. imago/Bratic

Als Arbeitgeber genießt der Online-Versandhändler Amazon einen zwiespältigen Ruf: Beschäftigte werfen dem US-Konzern sklavenähnliche Arbeitsbedingungen vor, bis 2022 hat Amazon Gewerkschaften aus dem Unternehmen gehalten. Nun versucht es der Internet-Gigant mit einer Charme-Offensive für alle Beschäftigen in Deutschland: Das begehrte 49-Euro-Ticket ist für alle direkt bei Amazon Beschäftigten komplett kostenlos.

Wie das US-Unternehmen am Mittwoch erklärte, gilt das Angebot ab Mai. Er sei zuversichtlich, dass die Mitarbeiter „das Angebot positiv annehmen und nachhaltige Verkehrslösungen noch stärker nutzen werden“, erklärte Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger.

36.000 Amazon-Mitarbeitende bekommen das 49-Euro-Ticket geschenkt

Der Online-Händler beschäftigt nach eigenen Angaben über 36.000 festangestellte Mitarbeiter an mehr als 100 Standorten in Deutschland. Das 49-Euro-Ticket, auch Deutschlandticket genannt, gilt ab Mai im Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland und kostet in der Regel 49 Euro pro Monat. 

In vielen Unternehmen finden derzeit Gespräche statt, wie man Beschäftigten die Nutzung des Deutschlandtickets als Jobticket erleichtert. Pendlerinnen und Pendler können das 49-Euro-Ticket nämlich für 34,30 Euro oder auch weniger als Jobticket nutzen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Arbeitgeber mindestens 25 Prozent als Zuschuss geben. In dem Fall bezuschusst der Bund vorerst bis Ende 2024 das Ticket mit zusätzlich fünf Prozent Preisabschlag. Einige Unternehmen wie Amazon gehen noch weiter und machen das Ticket für Beschäftigte komplett kostenlos, andere geben sich knausrig und hindern ihre Angestellten damit, vom Zuschuss zu profitieren.

Riesen-Nachfrage nach 49-Euro-Ticket bei der Bahn und anderen Verkehrsunternehmen

Auch so verspricht das 49-Euro-Ticket für die Deutsche Bahn und andere Verkehrsunternehmen zum Verkaufshit zu werden: Eine Bahnsprecherin sprach zum Verkaufsstart von einem Run auf die Online-Seite. Das Ticket kann aber auch bei allen anderen regionalen Verkehrsunternehmen und Verbänden gekauft werden. In der Regel ist ein Abschluss auch in den jeweiligen Kundenzentren vor Ort möglich.

Das ab Mai gültige 49-Euro-Ticket gilt als Nachfolger für das 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer. Es ermöglicht bundesweite Fahrten in den Bussen und Bahnen des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs. Das sogenannte Deutschlandticket ist nur als Monatsabo erhältlich und wird als Chipkarte oder Handyticket ausgegeben. Übergangsweise gibt es bis Ende des Jahres auch Papiertickets, die aber digital kontrollierbar sein müssen. Die Papierlösung wurde für Verbünde eingeführt, die für die Digitalisierung noch etwas Zeit brauchen. Der Monatspreis beträgt - wie der Name schon sagt - 49 Euro.

49-Euro-Ticket: 5,6 Millionen neue Kunden und elf Millionen Bestandskunden erwartet

Das Abo soll den öffentlichen Regional- und Nahverkehr attraktiver und erschwinglicher machen. Nach monatelangem Ringen hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Kosten für das Ticket je zur Hälfte zu tragen. Am vergangenen Freitag hatte der Bundesrat der Maßnahme zugestimmt und damit die letzte politische Hürde aus dem Weg geräumt.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen geht von rund 5,6 Millionen neuen Kundinnen und Kunden aus. Elf Millionen Bestands-Abo-Kunden werden der Prognose zufolge auf das Deutschlandticket wechseln.