Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid verkündete, wer in der Übergangsregierung Afghanistans sitzt.
Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid verkündete, wer in der Übergangsregierung Afghanistans sitzt. AFP/Aamir Qureshi

Mit Skepsis und Besorgnis blicken die USA auf die Liste der ersten Kabinettsmitglieder der Taliban in Afghanistan. Die neue Übergangsregierung besteht bisher ausschließlich aus Mitgliedern der militant-islamistischen Miliz, Frauen sind nicht vertreten.

Außerdem gäben die Verbindungen und die Vergangenheit einiger der insgesamt 33 Ernannten Anlass zur Sorge, hieß es aus Washington weiter. So wurde etwa der Hardliner Siradschuddin Hakkani, der dritte Vizechef der Taliban und Chef des berüchtigten Hakkani-Netzwerkes, zum Innenminister ernannt. Er zählt zu den meistgesuchten Männern der US-Ermittlungsbehörde FBI, auf ihn ist ein siebenstelliges Kopfgeld ausgesetzt. Das Hakkani-Netzwerk wird für zahlreiche Selbstmordanschläge verantwortlich gemacht, die USA stufen es als Terrororganisation ein.

Der Steckbrief von Siradschuddin Hakkani auf der Homepage der amerikanischen Bundespolizei FBI
Der Steckbrief von Siradschuddin Hakkani auf der Homepage der amerikanischen Bundespolizei FBI dpa/FBI.gov

Zum Regierungschef ernannten die Islamisten Mullah Hassan Akhund, enger Weggefährte von Mullah Omar, einer der Gründer der Taliban und Staatsoberhaupt während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001. Während ihrer Schreckensherrschaft hatten die Taliban Frauen und Minderheiten massiv unterdrückt. Ein Sohn des Taliban-Gründers Omar, Mullah Mohammad Yaqoob, ist zudem als Verteidigungsminister vorgesehen.

Stellvertreter des amtierenden Regierungschefs soll das hochrangige Taliban-Mitglied Mullah Abdul Ghani Baradar werden.

Mullah Hasan Akhund (r.), hier im Jahr 1999 mit Pakistans Premier Nawaz Sharif, ist amtierender Regierungschef der Taliban.
Mullah Hasan Akhund (r.), hier im Jahr 1999 mit Pakistans Premier Nawaz Sharif, ist amtierender Regierungschef der Taliban. AP/B.K. Bangash

Nach ihrer gewaltsamen Machtübernahme vor rund drei Wochen hatten die Taliban noch eine „inklusive“ Regierung versprochen, die die komplexe ethnische Zusammensetzung des Landes abbilden solle. An der Zusage hatte es jedoch damals schon erhebliche Zweifel gegeben. An zahlreichen Orten gab es Proteste gegen die Taliban und gegen Pakistan, wegen Unterstützung der Islamisten.