Die nie endende Pandemie – jährlich 50.000 Erkrankte mit antibiotikaresistenten Keimen
Jährlich erkranken Zehntausende Menschen Deutschland, viele davon in Krankenhäusern.

Jedes Jahr erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa 50.000 Menschen in Deutschland an antibiotikaresistenten Erregern. „Davon sind circa zwei Drittel im Krankenhaus erworbene Erkrankungen“, sagte Tim Eckmanns, Leiter der Surveillance von Antibiotikaresistenz beim RKI. Etwa 2500 Todesfälle gebe es jedes Jahr.
Antibiotika-Resistenzen sind große Gefahr
Gerade in Krankenhäusern zirkulieren oft Bakterien, gegen die kaum ein Antibiotikum mehr wirkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in wachsenden Resistenzen eine große Gefahr. Von Antibiotika-Resistenz sprechen Experten, wenn Patienten auf ein Antibiotikum nicht reagieren, das heißt, wenn die krankmachenden Bakterien durch das Antibiotikum nicht vernichtet werden.
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Im Jahr 2019 starben mehr als 1,2 Millionen Menschen auf der Welt einer Schätzung zufolge unmittelbar an einer Infektion mit einem Antibiotika-resistenten Erreger. Bei fast fünf Millionen Todesfällen war eine solche Infektion demnach mindestens mitverantwortlich für den Tod, berichtet eine internationale Experten-Gruppe im Fachmagazin The Lancet.
Zu den Keimen, die am häufigsten Probleme mit Resistenzen verursachten, gehörten Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae und Streptococcus pneumoniae. Allein der gefürchtete Krankenhauskeim MRSA - Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus - verursachte demnach 100.000 Todesfälle.
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Anders als befürchtet habe die Corona-Pandemie die Situation in Deutschland nicht verschlechtert, sagte Eckmanns. „Das ist in anderen Ländern völlig anders und da sehen wir auch einen deutlichen Anstieg von Resistenzen, zum Beispiel auch in den USA.“ Das sei auf ein gutes klinisches Management in der Pandemie in Deutschland zurückzuführen.
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Generell stehe Deutschland zurzeit gut da. Bis auf zwei resistente Erreger „steigt im Moment gar nichts in Deutschland an“, sagte Eckmanns. Dafür sei aber eine „Daueranstrengung“ nötig. Neben Hygienemaßnahmen und dem umsichtigen Einsatz von Antibiotika brauche es in Zukunft auch neue Medikamente. Das „Problem Antibiotikaresistenz“ werde man nicht irgendwann los, sagte Eckmanns. „Das ist nicht eine Pandemie, die irgendwann enden wird.“
MRSA-Keime sind gegen die meisten Antibiotika unempfindlich. Sie können zu Entzündungen einzelner Organe, und zu einer Sepsis führen. Frühchen sind besonders gefährdet, weil sie noch kein funktionierendes Immunsystem besitzen. Auch bei abwehrgeschwächten, älteren Patienten kann eine MRSA-Infektion schwer verlaufen.