Die 7-Tage-Inzidenz ist auf 772,72 gestiegen.
Die 7-Tage-Inzidenz ist auf 772,72 gestiegen. imago/Wölk

Vor neuen Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Lage hat sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dafür ausgesprochen, die bestehenden Maßnahmen beizubehalten. Der SPD-Politiker wandte sich in der „Rheinischen Post“ zwar gegen Verschärfungen – zugleich warnte er: „Aber eine Lockerung wäre fatal. Wir würden Öl ins Feuer gießen und die Welle beschleunigen.“

Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen schlägt Lauterbach eine Priorisierung der besonders genauen PCR-Tests und eine Konzentration der Kontaktnachverfolgung auf bestimmte Berufsgruppen vor.

So will der Minister, dass in vielen Fällen künftig auf einen positiven Schnelltest kein PCR-Test folgt. „Mein Vorschlag für die Ministerpräsidentenkonferenz sieht vor, dass künftig nur noch Beschäftigte der kritischen Infrastruktur einen positiven Schnelltest mit einem PCR-Test bestätigen lassen können“, sagte er. Alle anderen, die beispielsweise zu Hause einen positiven Schnelltest hatten, sollten diesen im Testzentrum nur noch mit einem „professionellen Antigen-Schnelltest“ bestätigen lassen.

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Mehrere Hunderttausend Neuinfektionen pro Tag im Februar

Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder beraten am Montag über die Lage. Bereits an diesem Samstag sprechen die Gesundheitsminister über das weitere Vorgehen, dabei geht es auch schon um die PCR-Tests.

Im Fokus steht aktuell der Umgang mit der neuen Virusvariante Omikron, die sich rasant ausbreitet. Lauterbach rechnet für Mitte Februar mit mehrere Hunderttausend Neuinfektionen pro Tag. Zwar geht Omikron tendenziell mit milderen Verläufen einher als die Delta-Variante.

Es gibt aber Befürchtungen, dass sehr hohe Fallzahlen und massenhafter Personalausfall dennoch zu Belastungen des Gesundheitssystems und wichtiger Versorgungsbereiche führen könnten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt vor Lockerungen. 
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt vor Lockerungen.  dpa/Jens Büttner

Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf Rekordwert

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat auch am Samstag einen deutlichen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet und damit erneut einen Höchstwert. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche  mit 772,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 706,3 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 497,1 (Vormonat: 289,0).

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 135.461 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 78.022 Ansteckungen.

Experten rechnen mit immer mehr Fällen, die nicht erfasst werden können, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter zunehmend am Limit sind.

Söder will lockern, Ärzte warnen

Zur Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten sagte Lauterbach mit Blick auf die erwartete hohe Fallzahl: „Das wird kein Gesundheitsamt mehr abarbeiten können, auch nicht mit Hilfe der Bundeswehr. Wir brauchen daher schnellstmöglich einen Fokus der Kontaktnachverfolgung, zum Beispiel bei Lehrkräften, medizinischem Personal, Beschäftigten von Energie- und Wasserversorgern, Einsatzkräften und anderen Bereichen der kritischen Infrastruktur.“

Hinsichtlich der Corona-Maßnahmen kamen aus den Ländern bereits Stimmen, von neuen härteren Beschränkungen abzusehen – etwa von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der sich sogar für Lockerungen ausgesprochen hat.

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„Spätestens Anfang Februar wird es in den Krankenhäusern deutschlandweit sehr eng werden, wenn die Infektionszahlen weiterhin in diesem Tempo steigen“, sagt dagegen die Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund, Susanne Johna. Sie warnt vor einem Notstand in den Kliniken. Dabei gehe es nicht nur um steigende Patientenzahlen. „Wir erwarten, dass in den kommenden Wochen sehr viele Beschäftigte des ärztlichen und pflegerischen Personals ausfallen werden, weil sie sich infiziert haben und in Isolation müssen.“