Eine russische Regierungsmaschine holte die Diplomaten aus Berlin ab und flog nach Moskau zurück.
Eine russische Regierungsmaschine holte die Diplomaten aus Berlin ab und flog nach Moskau zurück. Sergei Bobylev/ITAR-TASS/Imago

Deutschland hat bis zu 50 russische Spione ausgewiesen. Das Auswärtige Amt wies zwar einen entsprechenden Bericht auf Anfrage des BERLINER KURIER am Samstag zurück. Es stellte jedoch klar, dass man Druck auf Moskau zum Abzug einer Reihe seiner Spione gemacht habe. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sollen es bis zu 50 Spione gewesen sein.

Von einem Sprecher des Auswärtigen Amtes hieß es: „Tatsächlich führte die Bundesregierung in den vergangenen Wochen Gespräche mit der russischen Seite zur Präsenz an den jeweiligen Auslandsvertretungen, mit dem Ziel einer Reduzierung der russischen nachrichtendienstlichen Präsenz in Deutschland.“

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Zuvor hatte das russische Außenministeriums erklärt, dass Deutschland über eine „massenhafte“ Ausweisung russischer „Diplomaten“ entschieden habe. Es handele sich um neue „feindliche Handlungen“ Deutschlands gegen Russland, teilte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Samstag in Moskau mit.

Auswärtiges Amt reagiert diskret – Russland poltert

Sacharowa kündigte Gegenmaßnahmen an. Man selbst wolle 20 deutsche Diplomaten ausweisen, hieß es. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr in Moskau sei darüber bereits Anfang dieses Monats in Kenntnis gesetzt worden.

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Derzeit ist noch unklar, ob die russischen Vertreter noch ausgewiesen werden oder schon das Land verlassen haben. Auch zur genauen Zahl hat sich das Auswärtige Amt noch nicht geäußert.

Russisches Panzerwrack einer Protestaktion vor der Russischen Botschaft in Berlin: Russische Diplomaten wurden aus Deutschland ausgewiesen.
Russisches Panzerwrack einer Protestaktion vor der Russischen Botschaft in Berlin: Russische Diplomaten wurden aus Deutschland ausgewiesen. Paul Zinken/dpa

Russische Maschine holt Spione aus Berlin ab

Am Samstagmorgen gab es bereits Berichte über einen Flug einer russischen Regierungsmaschine, die von Richtung St. Petersburg über die Ostsee nach Berlin geflogen ist, wie bei Flugzeugtrackern zu verfolgen war. Der Luftraum der meisten europäischen Staaten ist für russische Flugzeuge gesperrt. Die Maschine landete am Samstagmorgen und flog danach wieder zurück nach Russland. Das Flugzeug vom Typ Iljuschin Il 96-300 wurde am Nachmittag wieder in Moskau erwartet. 

Das Auswärtige Amt bestätigte, dass der Flug für die Ausreise diente. „Die heutige Ausreise von russischen Botschaftsangehörigen steht damit in Zusammenhang“, so der Sprecher des Auswärtigen Amtes.

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Russland warf Deutschland vor, damit das Tischtuch zwischen beiden Ländern zerschnitten zu haben. „Wir verurteilen dieses Vorgehen Berlins aufs Schärfste, das weiter demonstrativ die gesamte Bandbreite der russisch-deutschen Beziehungen zerstört, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension“, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.

Moskau behauptet Medienleak

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums warf der deutschen Seite vor, die Ausweisung der Spione vorab an Medien durchgestochen zu haben, obwohl es Versicherungen gegeben habe, die Sache diskret zu behandeln.

Das Auswärtige Amt reagierte jedoch erst auf Medienanfragen, nachdem die russischen Anschuldigungen über die Agenturen publik wurden.

Deutschland hatte zuvor bereits russische Diplomaten wegen Spionage ausgewiesen

Deutschland und Russland hatten im Zuge ihrer schweren Spannungen in der Vergangenheit immer wieder gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Schon jetzt sind die Vertretungen stark ausgedünnt, die Dienstleistungen heruntergefahren. Die Lage hat sich mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine deutlich verschärft.

Russland hatte im April vorigen Jahres 40 deutsche Diplomaten zu „unerwünschten Personen“ erklärt und damit deren Ausweisung verfügt. Die Zahl entsprach etwa einem Drittel des deutschen diplomatischen Corps in Russland. Dies wiederum war eine Reaktion auf die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten Anfang April 2022, die nach Angaben Berlins in Deutschland ebenfalls als mutmaßliche Spione tätig gewesen sein sollen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges haben die EU und Russland jeweils Hunderte Diplomaten ausgewiesen.