Energieversorgung

Deutschland braucht bald mehr Import-Strom

Klimaschädliche Kohle- und gefährliche Kernkraftwerke werden abgeschaltet - aber gibt es genug Ersatz durch Sonne und Wind?  

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Zwei der sechs Blöcke des Braunkohle-Kraftwerks Jänschwalde (Lausitz) sind seit 2018 beziehungsweise 2019 nur noch in „Sicherheitsbereitschaft“, werden 2022 und  2023 stillgelegt. Als alle Blöcke in Betrieb waren, stieß das Werk jährlich 24 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid aus. 
Zwei der sechs Blöcke des Braunkohle-Kraftwerks Jänschwalde (Lausitz) sind seit 2018 beziehungsweise 2019 nur noch in „Sicherheitsbereitschaft“, werden 2022 und 2023 stillgelegt. Als alle Blöcke in Betrieb waren, stieß das Werk jährlich 24 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid aus.
imago images/Shotshop/Andreas Franke

Bonn  - Deutschland hat 2020 mehr Strom importiert. Bis kurz vor dem Jahreswechsel flossen im Stromhandel knapp 33.000 Gigawattstunden aus dem Ausland ins deutsche Netz, ein gutes Drittel mehr als 2019 und knapp sechs Prozent der eigenen Produktion, vermeldet die Bundesnetzagentur. Gleichzeitig halbierte sich der Strom-Export auf 17.400 Gigawattstunden. Die vier großen Stromverteilungsunternehmen wie 50hertz erwarten, dass Deutschland von 2022 an unter bestimmten Bedingungen auf Importe unter anderem von französischen Atomstrom angewiesen sein wird.

Ein Grund für die wachsenden Stromimporte ist laut Statistischem Bundesamt der sinkende Anteil von Kohle- und Kernkraftwerken an der Stromerzeugung. Insbesondere bei Windstille oder winterlicher Dunkelheit sei zur Deckung des Bedarfs Strom importiert worden.

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Nach Angaben des Umweltbundesamtes hielten sich Erzeugung und Verbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2003 in etwa die Waage. Seitdem werde mehr Strom produziert als verbraucht, und es gebe einen Überschuss beim Stromaustausch mit den Nachbarländern. Mit über 55.000 Gigawattstunden sei 2017 der Höchstwert erreicht worden. Seitdem sinkt der Überschuss.

Die Betreiber der großen Übertragungsnetze – 50hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW – gehen davon aus, dass Deutschland in Zukunft stärker auf Stromimporte angewiesen sein wird, um in Extremsituationen die Stromversorgung aufrechterhalten zu können.

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Der Grund: Mit dem Umstieg auf Wind- und Sonnenstrom und gleichzeitiger Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken schwinde die von Wetterbedingungen unabhängige sichere Leistung im Stromsystem.  Denn bei Dunkelheit gibt es keinen Strom aus der Photovoltaik, bei Flaute keine Elektrizität aus Windkraftanlagen, und es sei nicht unwahrscheinlich, dass großflächige Windstille im Winter auftritt.