Aus Nord Stream 2 austretendes Gas im Herbst 2022 in der Nähe von Bornholm. (Archivbild)
Aus Nord Stream 2 austretendes Gas im Herbst 2022 in der Nähe von Bornholm. (Archivbild) Danish Defence Command/dpa

Als im September die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 auf dem Grund der Ostsee explodierten, verdächtigte man schnell Russland – auch wegen des Angriffs auf die Ukraine –, die Rohrleitungen sabotiert zu haben. Die Russen waren es aber wohl nicht, wie Generalbundesanwalt Peter Frank jetzt in einem Interview bestätigte.

Jedenfalls haben die deutschen Ermittler zum jetzigen Zeitpunkt keine Belege dafür, dass Russland hinter den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 steckt. „Das ist derzeit nicht belegbar, die Ermittlungen dauern an“, sagte Deutschlands oberster Ankläger der Welt am Sonntag. 

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Wer hat Nord Stream 1 und 2 gesprengt?

Ende September waren nach vier Explosionen nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm mehrere Lecks an den beiden Pipelines entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe. Demnach wurden Sprengstoffreste nachgewiesen. Einen Schuldigen nannten die Schweden allerdings nicht. Die Explosionsstellen liegen in internationalen Gewässern in den ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens.

Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas.

Bilder von einer beschädigten Rohrleitung am Meeresboden.
Bilder von einer beschädigten Rohrleitung am Meeresboden. Twitter/blueye

Mit Unterstützung zweier Forschungsschiffe habe die Bundesanwaltschaft an den jeweiligen Explosionsstellen Wasser- und Bodenproben sowie Reste der Pipelines entnehmen lassen und den Tatort umfassend dokumentiert, sagte Frank. „Das alles werten wir derzeit kriminaltechnisch aus. Schweden und Dänemark führen ihre eigenen Ermittlungen, wir stehen aber in Kontakt.“

dpa/Grafik: B. Bolte, Redaktion: B. Schaller
dpa/Grafik: B. Bolte, Redaktion: B. Schaller

Anschlag auf Bahn war wohl keine ausländische Sabotage

Nur wenig später – im Oktober 2022 – waren in Berlin und Herne (NRW) unverzichtbare Kabel für den Zugfunk der Bahn beschädigt worden. Auch zu diesem Vorfall dauern laut Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen verfassungsfeindlicher Sabotage an Kommunikationskabeln der Deutschen Bahn an. „Was ich aber sagen kann: Der Verdacht, dass es sich hier um eine ausländische Sabotageaktion gehandelt hat, ließ sich bislang nicht erhärten“, sagte Frank. Die Frage, ob die Täter schlicht Kabeldiebe gewesen seien, ließ der Generalbundesanwalt unbeantwortet.

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Der Vorfall hatte zu Ausfällen des digitalen Zugfunksystems geführt und den Bahnverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands lahmgelegt. Die Bahn musste für rund drei Stunden den gesamten Fernverkehr in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie große Teile des Regionalverkehrs einstellen.