Verteidigungsminister in Mumbai

Deutsch-indischer U-Boot-Bau geplant – es könnte ein Milliarden-Deal werden

Beim Besuch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in der indischen Hafenstadt Mumbai unterzeichnete eine indische und eine deutsche Werft eine Absichtserklärung zum Bau von sechs U-Booten

Teilen
Minister mit Mütze: Boris Pistorius an Bord des indischen Lenkwaffenzerstörers INS Mormugao im Hafen von Mumbai.
Minister mit Mütze: Boris Pistorius an Bord des indischen Lenkwaffenzerstörers INS Mormugao im Hafen von Mumbai.Britta Pedersen/dpa

Noch ist es nur eine Absichtserklärung, aber es könnte ein Milliarden-Geschäft werden: Deutsche und indische Schiffbauer haben bei einem Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ein Papier unterzeichnet, das ein gemeinsames Projekt zum Bau von sechs U-Booten werden kann.

Lesen Sie auch, für wessen Konzerte Sie vielleicht sehr billige Tickets abstauben können >>

Mit dem Vereinbarungsprotokoll legten Vertreter von ThyssenKrupp Marinesystems (TKMS) und der indischen Werft Mazagon Dock Shipbuilders am Mittwoch in Mumbai den Grundstein dafür, dass insgesamt bis zu sechs U-Boote geliefert werden könnten.

„Damit haben wir heute ein ganz wichtiges Signal gesetzt. Ein Meilenstein kann man sagen für ein Leuchtturmprojekt in einer Schlüsseltechnologie“, sagte Pistorius in der westindischen Hafenmetropole, wo er Einrichtungen der indischen Streitkräfte sowie die Werft besuchte.

Deutsche U-Boote verkaufen sich gut

Die Regierung in Neu Delhi sucht einen Kooperationspartner für die Produktion von sechs U-Booten vor Ort in Indien, hat aber noch nicht entschieden. Noch sind dem Vernehmen nach auch Bieter aus Spanien und Südkorea im Rennen. Deutschland ist bislang einer der größten, wenn nicht der größte Hersteller von U-Booten ohne Atomantrieb, hat seit 1962 über 120 Stück in 17 Länder verkauft.

Als mögliches Volumen eines Geschäfts wie mit Indien geplant wurde zuletzt ein Betrag mehr als fünf Milliarden Euro genannt. Mazagon Dock Shipbuilders ist in Indien das einzige Unternehmen, das U-Boote und Zerstörer baut. Das indische Unternehmen hat 1500 Mitarbeiter.

Inder und Deutsche würden beim Bau zusammenarbeiten

Im Falle eines Auftrags wäre TKMS für Konstruktion und Design der U-Boote sowie für beratende Tätigkeiten verantwortlich, Mazagon Dock Shipbuilders für Bau und Ablieferung, teilte das deutsche Unternehmen mit. Und: „Der Bau der neuen U-Boote würde in Indien erfolgen und somit einen wesentlichen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung leisten.“

Deutsche U-Boote finden immer wieder Käufer. Dieses Boot mit Brennstoffzellen-Antrieb wurde bei HDW in Kiel für die israelische Marine gebaut.
Deutsche U-Boote finden immer wieder Käufer. Dieses Boot mit Brennstoffzellen-Antrieb wurde bei HDW in Kiel für die israelische Marine gebaut.Jens Koehler/imago

Konkret geht es für die Unternehmen um konventionelle U-Boote, deren Brennstoffzellen-Antrieb keine Außenluft wie ein Diesel braucht. Sie müssen also selten auftauchen. „Wir blicken auf eine jahrzehntelange vertrauensvolle Partnerschaft mit Indien zurück. Die Boote, die wir für den Kunden in den 1980er Jahren gebaut und abgeliefert haben, sind heute noch im Einsatz“, erklärte TKMS-Chef Oliver Burkhard, der zur Unterzeichnung angereist war.

Bei dem U-Boot-Plan geht es nicht nur ums Geschäft

Über das Projekt wird seit mehreren Jahren verhandelt, es könnte nun aber zum ersten großen Schritt einer stärkeren militärischen Zusammenarbeit Deutschlands mit Indien werden. Dahinter steckt auch die Idee, die Inder selbst mit Waffen zu versorgen, die sie bislang vielfach aus der Sowjetunion und später Russland bezogen.

Am Vortag hatte Pistorius nach Gesprächen in Neu Delhi gefordert, Indien künftig als strategischen Partner nach dem Vorbild Australiens und Japans zu behandeln und damit Rüstungskooperationen deutlich erleichtern.

Für Japan und Australien gelten bei Rüstungsgeschäften vereinfachte Regeln, da sie nicht zur Gruppe sogenannter Drittstaaten gehören, sondern Nato-Partnern gleichgestellt sind. Sie können bei deutschen Rüstungsunternehmen ohne aufwendiges Genehmigungsverfahren kaufen, die Bundesregierung kann aber weiter Einspruch erheben.