Jede Stimme, die nicht der AfD galt, hätte ihr geschadet - nicht nur die für die CDU.
Jede Stimme, die nicht der AfD galt, hätte ihr geschadet - nicht nur die für die CDU. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Eimerweise kippen Verlierer der Landtagswahl von Sachsen-Anhalt in Interviews Stuss aus. Der Erfolg der CDU habe daran gelegen, dass die Bürger die AfD hätten verhindern wollen und sich deshalb hinter der CDU versammelt hätten. Man muss die Wähler schon für ziemlich behämmert halten, wenn man so etwas behauptet. Jede Stimme für die Linke, die SPD oder die Grünen hätte den gleichen Effekt gehabt. 

Die Erklärung zeigt die Unfähigkeit oder den Unwillen, zur Kenntnis zu nehmen, dass da möglicherweise mit Reiner Haseloff ein Ministerpräsident existiert, dem die Sachsen-Anhalter Vertrauen entgegenbringen und dessen Partei sie deshalb gewählt haben.  40 von 41 Wahlkreisen haben CDU-Kandidaten direkt geholt, Haseloff den seinen mit einem Rekordergebnis. Einen gewann die AfD, alle anderen Parteien gingen leer aus.

Das zeigt, dass Haseloff und seine Partei einen Nerv getroffen haben. Einerseits hat sich der Ministerpräsident in der Corona-Politik gegenüber dem Bund profiliert, andererseits hat er Durchsetzungsfähigkeit bewiesen, wie sich im Konflikt um den früheren CDU-Landesvorsitzenden und Ex-Innenminister Holger Stahlknecht zeigte: Als der im Dezember 2020 mit einer von der AfD tolerierten CDU-Minderheitsregierung kokettierte, setzte ihn Haseloff postwendend vor die Tür der Landesregierung, Stahlknecht gab auch den Parteivorsitz auf.

In Zeiten, in denen Politiker erst langwierige Überlegungen anstellen, ehe sie harte Maßnahmen ergreifen, kommt so etwas an. Weniger wegen des konkreten Anlasses, sondern wegen des Bilds, das ein Politiker abgibt. Vermutlich hat der mutige Schritt Haseloff Rückenwind auch gegen die AfD verschafft, weil er durchgriff, was die „Altparteien“ laut AfD angeblich nicht können.