Der Schrecken, der hoffentlich Wirkung zeigt
Mit vielen Versehrten liefert sich Russland immer mehr Argumente gegen den Krieg in der Ukraine.

Ein neuer Aspekt in der Propaganda-Schlacht um die Ukraine: Wenn die US-Zahlen über die russischen Verluste stimmen, sorgt der Krieg dafür, dass ein beständiger Strom von Argumenten gegen ihn nach Russland fließt. Auch wenn die Toten- und Verwundetenzahlen deutlich unter den von der Ukraine genannten Werten liegen.
Es sind weniger die Toten. Sie werden begraben, Verwandte und Freunde trauern, aus. Die vielen zehntausend Verwundeten und Verstümmelten aber sind kaum zu verstecken.
Blinde, Amputierte, Traumatisierte: Sie müssen von einem großen medizinischen Apparat versorgt, von ihren Familien gepflegt werden. Eine lang anhaltende Belastung, verbunden mit ihrer Präsenz im öffentlichen Leben, falls sich die Moskauer Führung nicht dazu entschließt, sie irgendwo zu internieren.
Es sind natürlich viel weniger als beispielsweise im 2. Weltkrieg, aber beim Anblick eines jungen Manns im Rollstuhl muss jedem der Gedanke kommen: Wofür?
Vor acht Jahrzehnten war klar, wofür sowjetische Soldaten Leben und Gesundheit gaben
1941 bis 1945 wusste jeder Sowjetbürger, warum so viele Soldaten verwundet wurden. Es galt, einen gnadenlosen Aggressor aus dem Land zu werfen und zu besiegen, die Deutschen.
Heute muss die russische Propaganda sich viel Mühe machen, mit den absurdesten Behauptungen den Angriff auf das vergleichsweise kleine Nachbarland zum„heiligen Krieg“ zu stilisieren, gegen angebliche „Nazis“ und am Ende gegen eine gesamte feindliche Welt.
Im Netz kann man die entsprechenden TV-Sendungen verfolgen, deren großkotzige Bösartigkeit, gepaart mit einem Meer von Lügen, welche die Geduld schnell überfordern.
Bei Teilen des russischen Publikums scheint das dennoch zu verfangen. Die dem Kriegsdienst entgegen gehenden Männer allerdings, denen immer mehr Versehrte begegnen, werden daraus hoffentlich ihre Schlüsse ziehen.